Neßmersiel - Nur ein paar Minuten von Neßmersiel entfernt liegt das Gulfhof-Museum von Richard Bengen. 82 Jahre ist er alt und hat sein ganzes Leben auf dem Gulfhof verbracht, der seit Generationen in Familienhand ist. Seine Familie war durch harte Arbeit stets gut situiert: Vom Viehhandel bis zur Bewirtschaftung von rund 170 Kühen, 50 davon sogar auf Norderney – Richard Bengen war immer im Einsatz.
Sein Vater Iwan war ein Experte in der Schaf- und Pferdezucht und machte sich deutschlandweit einen Namen. Sein Großvater verkaufte seinerzeit große Mengen an Korn ins Ausland. So konnte der Hof 1868 auf 25 mal 55 Meter ausgebaut werden: über 2000 Quadratmeter Fläche. Vor seinem Gulfhof-Museum hatte er mit den Mitgliedern des Heimatvereins in der „Strand-Oase“, am alten Hafen von Neßmersiel, ein kleines Museum eingerichtet. Drei Räume: ein Kapitänszimmer, ein Kaufmannsladen aus den 1950er-Jahren sowie einen Versammlungsraum. 2006 mussten sie die Räume nach 15 Jahren innerhalb von zehn Tagen wieder räumen.
Der Bildhauer, Buchautor und Naturschützer starb im Jahr 2009.
Bekannt wurde der gelernte Landwirt und Kunsterzieher durch seinen Einsatz zum Erhalt des niedersächsischen Wattenmeeres.
„Keerlke“, die Romanfigur von Wilhelmine Siefkes, steht im Original als Statue vor dem Leeraner Rathaus und vor dem Hager Helenenstift. Bekannt ist „Keerlke“ auch dadurch, dass er alle zwei Jahre von der Ostfriesischen Landschaft als Preis für veröffentlichte Werke zur Förderung der plattdeutschen Sprache verliehen wird.
Die Anfänge
Richard Bengen lag das schwer im Magen, denn auf eines wollte er ganz sicher nicht verzichten: die Geschichte Ostfrieslands weiterzugeben. So begann er 2007 mit der Einrichtung des Museums im eigenen Hof und 2008 gab es die Eröffnung.
Beim Betreten des Gulfhofes steht man mitten in den Tiefen ostfriesischer Geschichte. Wenn man Bengen fragt, was ihm in seiner Ausstellung besonders am Herzen liegt, gibt es für ihn nur eine Antwort: „Alles“.

Das Gulfhof-Museum in Neßmersiel.
Silvia Cornelius
Das Gulfhof-Museum in Neßmersiel.
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Das Gulfhof-Museum in Neßmersiel.
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Das Gulfhof-Museum in Neßmersiel.
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Das Gulfhof-Museum in Neßmersiel.
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Das Gulfhof-Museum in Neßmersiel.
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Das Gulfhof-Museum in Neßmersiel.
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Das Gulfhof-Museum in Neßmersiel.
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Das Gulfhof-Museum in Neßmersiel.
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Das Gulfhof-Museum in Neßmersiel.
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Das Gulfhof-Museum in Neßmersiel.
Silvia Cornelius
Das Gulfhof-Museum in Neßmersiel.
Silvia CorneliusAls eine der ersten Stationen trifft man auf eine beeindruckende Sammlung von Skulpturen aus der Hand von Christian Eisbein. Die Figuren, teilweise großformatig, umfassen die Jahre 1960 bis 2000, inklusive „Keerlke“, der Romanfigur von Wilhelmine Siefkes.
Eine extra Vitrine lenkt den Blick zur 1806 gegründeten Doornkaat AG aus Norden: Schilder, Originalflaschen und -kartons, Fotos, Berichte sowie ein Modell des weißen Doornkaat Zuges. Das Original dazu befindet sich fahrbereit in der Scheune am Haus von Richard Bengen. Worauf der 82-Jährige außerdem stolz ist, ist ein alter Kaufvertrag über das Doornkaat-Gelände von 1870.
400 Stunden Arbeit
Rund 400 Stunden dauerte die Herstellung eines Modells. Mal zeigt es die Landgewinnung in Ostfriesland im 17. und 18. Jahrhundert inklusive Warftendörfer. Ab circa 1100 wurden Siele angelegt, um das Wasser aus dem Binnenland abfließen zu lassen. Sieltore brachten den Schutz vor Sturmfluten und ein Hafen den wachsenden Schiffsverkehr.
Mindestens acht Berufe hat Richard Bengen im Abschnitt „Menschen bei der Arbeit“ porträtiert: Imkerei, Schusterei und Sattlerei sowie das große Thema Landwirtschaft, immer gespickt mit originalen Arbeitsmitteln. Modelle zeigen Bauern beim Pflügen, Eggen oder Melken. Zu bestaunen sind zudem alte Landmaschinen im Obergeschoss, bis zum Jahr 1960. Alte Spinnräder, Waschmaschinen und Webrahmen geben den Alltag der Landfrauen wieder. Dem Leben und Arbeiten im Moor hat Richard Bengen ebenfalls einen großen Bereich gewidmet.
Schifffahrt, die heimliche Liebe
Ein Querschnitt der weltweiten Seefahrt zeigen zahlreiche Unikat-Modelle, dazu hat der Museumsbesitzer drei große Originalschiffe, darunter ein Segeljollenkreuzer von 1925, den er 1988 selbst zu einem Dreimaster umgebaut hat. „Schon als Kind wollte ich zur See fahren und habe Schiffsmodelle gebaut; ich blieb jedoch auf dem elterlichen Hof“, erzählt er. Durch die Beziehung zum Ausbildungsschiff „Sedov“ saßen im Jahr 2003 130 Kadetten und russische Offiziere bei ihm im Garten.
Geöffnet ist das Museum in der Störtebeker Straße 8 in Neßmersiel sonntags von 14 Uhr 30 bis 18 Uhr, sowie in der Woche nach Absprache: Erreichen kann man Richard Bengen am besten ab 17 Uhr unter 04933/722.