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nordwest-zeitung

Kreisentscheid „Unser Dorf hat Zukunft“ Die beiden Gewinner zeigen, wie ein Dorf lebendig werden kann

Spannender Moment bei der Siegerehrung für Gewinner: Landrat Matthias Groote (r.) übergibt die Urkunde an die Vertreter Potshausens, hier an Helga Meyer.

Spannender Moment bei der Siegerehrung für Gewinner: Landrat Matthias Groote (r.) übergibt die Urkunde an die Vertreter Potshausens, hier an Helga Meyer.

Axel Pries

Leer - Gut eine Stunde dauerte die Siegerehrung beim Kreisentscheid „Unser Dorf hat Zukunft“ in Leer. Landrat Matthias Groote und die Erste Kreisrätin Jenny Daun hatten Sieger und erfolgreiche Teilnehmer eingeladen. Die Siegerurkunden gingen am Ende an Backemoor und Potshausen – zwei Dörfer, die sich der Aufgabe am besten gestellt hätten, so der Landrat „die Dörfer fit zu machen für die Zukunft“. Was so schnell gesagt ist, zeigt sich bei Nachfragen in den Siegerdörfern als intensive und pfiffige Investition in die Dorfgemeinschaft – beispielhaft für Ortschaften, die ebenfalls ein lebendiges Dorfleben entwickeln möchten.

Am Anfang steht das Interesse der Einwohner

Ganz am Anfang steht das Interesse der Einwohnerschaft, bei dem die Erste Kreisrätin Backemoor Vorbildfunktion bescheinigte.

„Grundlage für die bereits durchgeführten und noch geplanten Maßnahmen zum Erhalt und zur Entwicklung der landschaftstypischen Dorfstrukturen, scheint die Identifikation der Menschen mit ihrem Ort zu sein“, erläuterte sie. Diese Grundlage scheint in Backemoor, sehr ausgeprägt zu sein, hat der Rhauderfehner Ort doch bereits mehrfach erfolgreich an dem Wettbewerb teilgenommen und es bundesweit sogar einmal auf den zweiten Platz geschafft.

Einmal mehr erfolgreich dabei: Backemoor, das eine Delegation sandte. Bild: Axel Pries

Einmal mehr erfolgreich dabei: Backemoor, das eine Delegation sandte. Bild: Axel Pries

Einwohner stark in Vereinen engagiert

So ganz Zufall ist das Engagement aber nicht, erklärt Ortsbürgermeister Bernhard Bünnemeyer auf Nachfrage. Die Einwohner sind stark in Vereinen engagiert, und neben den gängigen gibt es einen Bürgerverein, der federführend Aktivitäten im Dorf leitet. „Das ist der Hauptverein.“ Dazu gründete das Dorf einen offenen Arbeitskreis „Unser Dorf hat Zukunft“, in dem sich jeder einbringen kann, der etwas zur Teilnahme bei dem Wettbewerb beitragen möchte.

Handschlag vom Landrat für die Vertreter des erfolgreichen Dorfes Backemoor. Bild: Axel Pries

Handschlag vom Landrat für die Vertreter des erfolgreichen Dorfes Backemoor. Bild: Axel Pries

Aber auch alle anderen Vereine seien aktiv, und die Einwohner seien sehr gut ansprechbar. Im 500 Köpfe starken Backemoor bedient man sich eines modernen Kommunikationsmittels: WhatsApp. Es gibt eine Gruppe mit 160 Mitgliedern, die eingeladen werden können. Das funktioniert gut, sagt Bernhard Bünnemeyer: „Wenn wir anfragen, dann sind die Leute da.“

Der 14. Wettbewerb

Der Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ hat jetzt seit 1988 14 Mal stattgefunden und geht aus dem Vorgängermodell „Unser Dorf soll schöner werden“, erklärte Landrat Matthias Groote bei der Siegerehrung. Denn es sei die Erkenntnis gereift, dass die alte Aufgabe überholt ist, weil zu einem guten Dorfleben mehr gehört als Blumenbeete. Backemoor hat bereits mehrfach erfolgreich teilgenommen und belegte bundesweit einmal den zweiten Platz.

Zu den Teilnehmern zählten in diesem Wettbewerb neben den beiden Gewinnern auch noch die Moormerländer Dörfer Boekzetelerfehn, Jheringsfehn, Tergast, Oldersum und als Neuling Rorichum. Vertretungen dieser Dörfer wurden ebenfalls geehrt.

Verzahnung von Vereinen und Arbeitskreis

Das Ergebnis dieser organisierten Verzahnung von Vereinen und Arbeitskreis ist eine Vielzahl von Aktivitäten im Dorf. Alleine rund um Weihnachten soll es vier kleine Weihnachtsaktionen geben, die in Backemoor „Auszeit im Advent“ genannt werden. Es gibt eine Aktionsreihe zur Pflege des Dorfplatzes, und da steht jetzt eine gesellige Dankeschön-Veranstaltung an. Was den Ortsbürgermeister auch freut: Beim Dorffest ist die Jugend stark vertreten: „Mit dem Nachwuchs haben wir keine Probleme.“ Aktuell ist in Backemoor wieder etwas geplant: die Einrichtung einer Rentnergruppe, die sich um die Pflege des Dorfes verdient macht. „Wir haben hier ein ganz wunderbares Dorfleben“, schließt er.

Die Delegation aus Potshausen bei der Siegerehrung mit dem Landrat Matthias Groote und der Ersten Kreisrätin Jenny Daun (l.) Bild: Axel Pries

Die Delegation aus Potshausen bei der Siegerehrung mit dem Landrat Matthias Groote und der Ersten Kreisrätin Jenny Daun (l.) Bild: Axel Pries

Ähnliche Erfahrungen machte Günter Harders als Bürgermeister der Gemeinde Ostrhauderfehn mit dem Gewinnerdorf Potshausen, das ganze 350 Köpfe zählt: „Es gibt dort einen unheimlichen Zusammenhalt und ein gutes Miteinander.“ Daran hat auch die Ortsvorsteherin Helga Meyer ihren Anteil, die sich stark einbringt – und die Bewohner motivieren kann. Sie sieht das andersherum: „Die Leute identifizieren sich stark mit ihrem Dorf.“ Entsprechend gut seien sie ansprechbar für Aktivitäten: „ und als es um den Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ ging, da gründeten sie im April die „Zukunftsschmiede“, an der sich in den nächsten Monaten 20 bis 40 Aktive beteiligten. „Alleine diese Aktion hat uns großen Schub gegeben.“

Nur willige Einwohner alleine machen aber ein Dorf nicht lebendig, weiß Bürgermeister Günter Harders. „Es geht darum, das Engagement zu strukturieren und kanalisieren.“

Die Delegationen der fünf weiteren Teilnehmer-Dörfer. Bild: Axel Pries

Die Delegationen der fünf weiteren Teilnehmer-Dörfer. Bild: Axel Pries

Axel Pries
Axel Pries Ostfriesland-Redaktion/Leer