Leer - Ein paar kurze Worte, eine zerschellende Sektflasche und dann rutschte die „Thun Reliance“ am Freitag ins Wasser des Leeraner Hafens. Der schwedische Tanker, der mit dem Stapellauf vom Boden der niederländisch-deutschen Werft Ferus Smit in sein Element wechselte, ist der zweite von sechs, den die Schweden in Auftrag gegeben haben. Und es ist ein besonderer Tanker, erzählte Joakim Lund, der Chief Commercial Officer, als der Tanker im Wasser schwamm. Das Schiff verfügt nämlich über einen Hybridantrieb, der mit Gas betrieben wird. Damit, so erklärte der Gast aus Schweden, setze der Tanker nur noch 40 Prozent des ökologischen Fußabdrucks, den Schiffe dieser Größe sonst hinterlassen.

Ein paar Hammerschläge noch, dann war der letzte Haltebolzen gelöst. Ab da konnte das Schiff rutschen. Bild: Axel Pries
Camilla Dimberg taufte das Schiff
So war es nicht ganz zufällig, dass die Schwedin Camilla Dimberg dem Schiff einen Namen gab: „Ich taufe dich auf den Namen ,Thun Reliance‘ und ich wünsche dir Stärke und Freude auf den sieben Weltmeeren – für dich und die Crew“, rief sie auf Englisch über die Lautsprecher, ehe sie die obligatorische Sektflasche am Bug zerschellen ließ. Camilla Dimberg ist eine hochrangige Vertreterin der Organisation Preem of Sweden, die sich Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben hat. Den Weg möchte auch die Reederei Thun gehen, erzählte der schwedische Chief Commercial Officer im Gespräch.
Die „Thun Reliance“, die mit ihren 115 Metern Länge zu den größeren Aufträgen für die Leeraner Werft zählt, sei zugleich Ausdruck der guten Zusammenarbeit zwischen der schwedischen Reederei und der Werft, die in Leer und im niederländischen Westerbroek angesiedelt ist. Seit 1990 setze man auf Ferus Smit, und das Ergebnis seien mittlerweile 45 Thun-Schiffe, die auf der Werft entstanden sind.

Feierlicher Moment: Die Schwedin Camilla Dimberg gab dem Schiff einen Namen. Bild: Axel Pries
Vertrag über die Lieferung von 14 Schiffen
Aktuell, so ließ die Werft im Frühjahr auf ihrer Website durchblicken, gibt es einen Vertrag über die Lieferung von 14 Schiffen zwischen 2024 und 2027. Dazu gehören die Verträge für zwei weitere Mehrzweckfrachter der Eisklasse 1B, die zu bereits in Auftrag gegebenen vier „Lake Vanern Max“-Schiffen hinzukommen. Außerdem wurden zwei Tanker der „R-Klasse“ bestellt, die zu den sechs bereits in den Büchern stehenden hinzukommen. In Leer werden dabei in der Regel die größeren Schiffe gebaut, da die Ferus-Smit-Werft im Hafen über mehr Platz für den Stapellauf verfügt. Auch diesmal ging es alles gut, lediglich ein paar größere Wellen prallten auf das Ufer der gegenüberliegenden Wiese.