Halbemond - Es ist ein Jubiläum der besonderen Art, für zwei Menschen, die sich gemeinsam einer Sache verschrieben haben: Das Ehepaar Wiebke und Maik Lüders hat seit 20 Jahren seinen Lebensmittelpunkt im Motodrom Halbemond. In der riesigen Betonschüssel, in der sich Egon Müller 1983 zu Deutschlands bislang einzigem Speedway-Weltmeister krönte, dröhnen Pfingstsonntag ab 10 Uhr bei den Rennen um den mehr als zwei Meter großen Störtebeker-Superpokal wieder die Motoren.
Frühes Karriereende
Der Bremer Maik Lüders war einst auf dem Weg zum Profifahrer, ehe ein schwerer Unfall sämtliche Träume durchkreuzte. Dem Sport blieb er aber erhalten und wechselte in Trainergeschäft, der Kontakt nach Norden riss nie ab. In der Szene genießt er einen exzellenten Ruf, was ihm bei der Zusammenstellung der Fahrerfelder für die Heimveranstaltungen enorm entgegenkommt. „Unsere Rennen haben schon vielen Sportlern als Sprungbrett zur Profikarriere gedient, weil immer zahlreiche Talentscouts auf der Tribüne sitzen“, sagt der 55-Jährige. So wurde schon so mancher Wechsel ins bezahlte Lager im Motodrom perfekt gemacht.
Die ersten Jahre in der riesigen Schüssel, das mehr als 30.000 Zuschauern Platz bietet, waren allerdings kein Zuckerschlecken. 2004 war die Arena völlig heruntergewirtschaftet, schien abbruchreif zu sein. Der Verein war so gut wie pleite, der Gerichtsvollzieher Dauergast.
Holzhaus gebaut
Mit unglaublicher Energie hauchte das Ehepaar Lüders dem WM-Stadion neues Leben ein und ließ sich selbst von größten Widerständen nicht stoppen. Anfangs pendelten beide vom Haus in Bremen täglich nach Norden. Nachts suchten aber immer wieder jugendliche Vandalen das Motodrom auf und sorgten für Verwüstungen, sodass man sich schließlich zum Umzug entschloss.
Anfangs wohnten die Lüders im Renntransporter, später im Sprecherturm, mittlerweile haben sie ein schickes Holzhaus, das 84 Quadratmeter Platz bietet, auf dem insgesamt sieben Hektar großen Gelände errichtet.

Hoffnungsträger: Lokalmatador Ben Iken will sich gut aus der Affäre ziehen. Bild: privat
Dort ist man auch nicht mehr ganz allein. Maxi und Daniel Ruschmeier, die bislang im Landkreis Diepholz wohnten, sind mit ihren Kindern im Nachbarhaus eingezogen. Der achtjährige Sohn Julius, der mit vier Jahren seine erste kleine Maschine bekam, braust Sonntag im Nachwuchsfeld mit, Tochter Emma (15) hilft da, wo sie gebraucht wird. „Das war eine glückliche Fügung“, schmunzelt Maxi Ruschmeier, die gemeinsam mit ihrem Mann voll ins Vereinsgeschehen und die Organisation des Pfingstrennens eingebunden ist.
Sponsoren halfen
„Das Motodrom ist unser Baby, wir sind hier verwachsen“ verdeutlicht das Ehepaar Lüders sein spezielles Verhältnis zur Rennstätte, die sie aus dem Dornröschenschlaf geholt haben. Seit 2017 ist der Verein dank der Hilfe zahlreicher Sponsoren wie schuldenfrei. Mit den Einnahmen der Veranstaltung am Sonntag wird quasi die komplette Saison finanziert. Im vergangenen Jahr strömten beim Comeback nach der Corona-Zwangspause 5500 Zuschauer ins Motodrom. „Eine ähnliche Kulisse wäre ein Traum“, so Maik Lüders.
Nach dem Training um 10 Uhr beginnen die Rennen der Junioren zwischen 50 und 250 cm³. Ab 14.30 Uhr beginnt der Kampf um den Störtebeker-Pokal. Elf Fahrer aus sechs Nationen sowie Celina Liebmann als einzige Fahrerin gehen an den Start. Für Lokalkolorit ist gesorgt: Mit Ben Iken dreht Lüders‘ derzeit größtes Talent am Gashahn. Der 18-jährige Marienhafer ist für die Junioren-Nationalmannschaft nominiert worden. Sein Debüt in der ersten dänischen Liga verlief verheißungsvoll. Für das Team aus Fjelsted war er auf Anhieb fleißigster Punktesammler. „Ich bin mächtig stolz auf ihn. Er brennt vor Ehrgeiz“, gerät Trainer Lüders ins Schwärmen
