Wilhelmshaven - Die Arbeitsagentur Oldenburg-Wilhelmshaven hat die Zahlen für Juni vorgelegt. Viel Veränderungen gibt es nicht. Zwar hat die Arbeitslosigkeit in Wilhelmshaven um 0,1 Prozentpunkt abgenommen, liegt mit 11,6 Prozent aber im Gesamtbezirk mit großem Abstand ganz hinten. Eine andere Zahl aber erschreckt. Laut Arbeitsagentur gibt es erstmals wieder mehr Bewerber als Ausbildungsplätze in Wilhelmshaven. Demnach ist die Zahl der gemeldeten Stellen im Vorjahresvergleich um ein Drittel gesunken, die der Bewerber dagegen nur um 5,5 Prozent.
Im Juni 2023 wies die Statistik 749 gemeldete Ausbildungsstellen und 601 Bewerber aus. Aktuell liegt die Zahl der Bewerber (568) über jener der angebotenen Ausbildungsplätze (506). Das Minus bei den Stellen fällt fast zu 100 Prozent (225 von 243) in den Zuständigkeitsbereich der Industrie- und Handelskammer (IHK). Das überrascht, denn erst Mitte Mai hatte Stefan Bünting, Leiter des Bereichs Bildung der IHK, bei einem gemeinsamen Pressegespräch mit der Arbeitsagentur in den Räumen der Nietiedt-Gruppe ein knappes Plus für Wilhelmshaven gemeldet.
Tatsächlich, so sagt er, könne er die aktuell von der Arbeitsagentur herausgegebenen Zahlen nicht nachvollziehen. „Im gesamten Kammerbezirk liegen wir bei den bislang unterzeichneten Ausbildungsverträgen 7,7 Prozent über dem Vorjahr“, so Bünting auf Nachfrage dieser Zeitung. Und in Wilhelmshaven sehe es sogar noch besser aus. Bei den kaufmännischen Berufen gebe es einen Zuwachs von 35,5 Prozent, in den gewerblich-technischen Branchen bei 25,6 Prozent. Es könne also keineswegs davon die Rede sein, dass sich die Situation für noch unversorgte Bewerber oder gar Unentschlossene verschlechtert habe. Ergo gebe es auch keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. „Im Gegenteil, die Chancen stehen nach wie vor sehr gut. Die Betriebe suchen händeringend nach Azubis“, betont Bünting. Und der Notenschnitt sei längst nicht mehr das entscheidende Kriterium. „Die Betriebe gucken sich die Bewerber an, auch wenn das Zeugnis vielleicht nicht so gut ist. Und wenn sie den Eindruck haben, es passt, dann findet man in der Regel auch zusammen - vielleicht erst über ein Praktikum, aber eben auch sehr oft mit einem Ausbildungsvertrag, entweder nach dem Praktikum oder sofort.“
Der IHK-Experte ist überzeugt davon, dass die von der Arbeitsagentur präsentierten Zahlen ein sehr verzerrtes Bild der Lage wiedergeben. „Viele Firmen stellen noch zum 1. August oder auch zum 1. September ein. Damit wird die Zahl der Ausbildungsverträge spürbar in die Höhe und die der unversorgten Bewerber nach unten gehen. Aktuell fehlen uns im Kammerbezirk noch ungefähr 1300 unterzeichnete Verträge bis zum Vorjahresergebnis. Da werden wir ganz sicher hinkommen.“