Wilhelmshaven - „Alles steht und fällt mit dem Wetter“, sagt Manuela Fritz. Sie gehört zum zehnköpfigen Organisationsteam des Flohmarktes unter den Kastanien in der Mozartstraße. Unter der Woche sieht es noch so aus, als drohe es eher zu fallen, denn für Samstag ist Regen vorhergesagt. Doch je näher der Veranstaltungstag rückt, desto besser wird die Prognose. Freitagabend sehen alle positiv nach vorne: Am Samstag soll die Sonne scheinen. Und das tut sie.
Schönster Flohmarkt in Wilhelmshaven
Um 10 Uhr beginnt der Flohmarkt, der von den allermeisten als der schönste Wilhelmshavens bezeichnet wird, offiziell. Ab 9 Uhr könnten die Anbieter, fast alles Anwohner der Mozartstraße, mit dem Aufbau ihrer Stände beginnen. „Doch viele sind schon deutlich früher angefangen“, weiß Manuela Fritz. Ihr Ehemann Roland ist deshalb schon seit den frühen Morgenstunden unterwegs, um darauf zu achten, dass alle Verkäufer die Vorgaben zu erfüllen. „Wir machen gar nicht so viele. Aber es ist natürlich wichtig, dass jeder Stand an dem zugewiesenen Platz aufgebaut wird und vor allem, dass die Wege nicht komplett voll gestellt werden, damit es noch ein gutes Durchkommen gibt und die Rettungswege gewährleistet sind.“ Aber es habe nicht viel zu bemängeln gegeben, sagt er, während seine Frau bereits die ersten Geschäfte tätigt.
Gerade einmal 5 Euro Standgebühr werden an der Mozartstraße kassiert. Profis bleiben außen vor. Beides mache diesen Flohmarkt besonders attraktiv, glaubt Manuela Fritz. Anwohner würden ein paar Wochen vor der Veranstaltung per Flyer informiert und können sich so einen der etwa 140 Standplätze sichern. „Bleiben welche übrig, dann vergeben wir die auch an andere Interessenten.“
Besonderer Beliebtheit erfreuen sich die Plätze an der Polizeiwache. Bei Regen stehe man dort gut geschützt, bei großer Hitze entspannt im Schatten. „Wir haben schon einmal überlegt, für diese VIP-Plätze eine etwas höhere Standgebühr zu erheben, sind aber wieder davon abgekommen“, erzählt die Mit-Organisatorin. So bleibe es dabei: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst – soll heißen, die Standvergabe erfolge nach dem chronologischen Eingang der Anmeldungen.
Feilschen und Klönen kommt bei allen gut an
Zum zehnten Mal findet der Flohmarkt inzwischen statt, der nicht nur zum Feilschen einlädt, sondern auch dem Naturschutz dient, genauer dem Schutz der Kastanien-Allee. Die prächtigen Bäume haben nämlich seit Jahren mit der Miniermotte zu kämpfen. Mit Fallen und entsprechenden Lockstoffen rücken die Anwohner dem Schädling Baum für Baum zu Leibe. Das kostet Geld.
Deshalb fließen die Einnahmen aus den Standgebühren und aus einem Bücherkauf der Veranstalter, bei dem jeder das zahlt, was ihm die Bücher und die gute Sache wert sind, in diese Maßnahme. „Das mit dem Bücherverkauf klappt super, ein echter Selbstläufer“, sagt Manuela Fritz.

Dicht gedrängt zogen die Besucher durch die Mozartstraße.
Lutz Rector
„Was möchten Sie dafür haben?“ – Standardfrage auf jedem Flohmarkt.
Lutz Rector
Manuela und Roland Fritz gehören von Beginn an zum Orga-Team.
Lutz Rector
Brigitte Mittelstädt wohnt erst seit Januar in der Mozartstraße, ist aber gleich voll mit dabei.
Lutz Rector
Ein bisschen Klönen gehört einfach dazu.
Lutz RectorEinige Meter weiter verkauft Brigitte Mittelstädt ihre Schätze. Sie ist das erste Mal dabei. Kein Wunder, denn erst seit Jahresbeginn wohnt sie in der Mozartstraße. Ihre Angebotspalette ist breit. „Das ist nur noch der Rest“, sagt sie und lacht. „Wir haben unser Haus verkauft und nun ist der Platz begrenzt. Es läuft bei mir nach dem Motto: Alles muss raus.“ Dabei bietet sie echte Schnäppchenpreise. „Ich gehe normalerweise nur auf Flohmärkte, um selbst zu gucken“, verrät Mittelstädt. Nun der Rollentausch. Ob es ihr gefällt? „Es macht wirklich Spaß und man kommt mit vielen Leuten ins Gespräch.“ Kaum gesagt, ist sie auch schon wieder gefragt. Eine alte Schildkröt-Puppe hat das Interesse eines Passanten gefunden. Ein bisschen fachsimpeln, dann wird gefeilscht. Hand drauf – fertig.
Entspannt wird am Tag danach
Auch bei Manuela und Roland Fritz läuft’s. Bis zum Ende um 17 Uhr wollen sie aktiv dabei bleiben, sofern sie nicht vorher ausverkauft sind. Feierabend ist dann aber noch längst nicht, denn nicht nur der eigene Stand, auch das große Zelt mit dem Buchverkauf muss wieder abgebaut und alles muss verstaut werden. Danach noch ein Kontrollgang, ob an der ganzen Straße ordentlich aufgeräumt worden ist, erst dann ist wirklich Schluss – meist so gegen 19 Uhr. „Früher haben wir anschließend noch gemeinsam mit dem Orga-Team gemütlich zusammengesessen“, verrät Manuela Fritz. „Das machen wir jetzt immer am Tag danach.“