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nordwest-zeitung

Kirchliche Musik Wilhelmshavener dirigiert großes Oratorium in Hamburg und Erfurt

Der Wilhelmshavener Gerrit Junge ist der musikalische Leiter des Pop-Oratoriums „Himmelreich“, das am 20. April in Hamburg und am 27. April in Erfurt aufgeführt wird.

Der Wilhelmshavener Gerrit Junge ist der musikalische Leiter des Pop-Oratoriums „Himmelreich“, das am 20. April in Hamburg und am 27. April in Erfurt aufgeführt wird.

Manuel Luikenga

Wilhelmshaven - Gut 1.800 Mitwirkende, bis zu 6.000 Besucher – das Pop-Oratorium „Himmelreich“ ist in seinen Dimensionen rekordverdächtig. Am Sonnabend, 20. April, erlebt es seine Uraufführung in der Barclays-Arena Hamburg, eine Woche später, am 27. April, wird es in der Erfurter Messe-Halle ein zweites Mal aufgeführt. Veranstalter ist der Arbeitskreis Christlicher Kirchen, der Anstoß für dieses Riesen-Unternehmen kam nicht zuletzt aus Wilhelmshaven. Denn künstlerischer Leiter der zweistündigen Aufführung ist Gerrit Junge, Leiter der Kirchenmusikabteilung der Neuapostolischen Kirche in Nord- und Ostdeutschland.

Doch eine zweite Wilhelmshavener Person spielt eine tragende Rolle in der Aufführung: Anna-Rabea Pacheco, Musiklehrerin an der Cäcilienschule, Leiterin des Popchors Twäng und solistisch als Sängerin unterwegs. Darüber hinaus nehmen noch knapp 20 Sänger aus Wilhelmshaven in den großen Chören teil. Pacheco spielt und singt die auf der Straße lebende Viktoria. In dem zwischen Musical und Oratorium angesiedelten Stück geht es vordergründig um den jungen, im Beruf erfolgreichen und wohlhabenden Marc, der durch einen Schicksalsschlag aus der Bahn und an den gesellschaftlichen Rand gerät, wo er, obdachlos geworden, Viktoria kennenlernt. Doch nicht nur das: Er lernt durch Viktoria eine neue Sichtweise auf das Leben kennen und auf das, was wirklich zählt und wie es in den Seligpreisungen der Bergpredigt nach dem Matthäus-Evangelium nachzulesen ist. Die vermittelt der Chor, gleichsam als Stimme aus dem Off.

300 Seiten starke Partitur

300 Seiten stark ist die Partitur, komponiert von Christoph Oellig aus Wendlingen am Neckar und Siggi Hänger aus Lorch in enger Abstimmung mit Junge und dem Regisseur und dem für das Libretto Verantwortlichen, Benjamin Stoll. Für alle vier ist es nicht die erste Produktion und auch nicht die größte. Bereits 2012 waren Junge, Oellig und Hänger mitverantwortlich für das Pop-Oratorium „Ich bin“, das junge Leute als Zielgruppe hatte, von Tausenden gesehen wurden und in seiner englischen Version 2019 in der Düsseldorfer Esprit-Arena mit 3300 Sängern vor knapp 30.000 Zuschauern aufgeführt wurde.

Nun sollte, initiiert von der Leitung der Neuapostolischen Kirche Norddeutschlands, ein weiteres Musical aufgeführt werden, das sich auch an ein etwas älteres Publikum richtet. Junge kam die Idee für „#Himmelreich“, das bis zur Endfassung einige Häutungen durchmachte. 2020 sollte es aufgeführt werden. Doch ein ganz anderes Theater griff Platz: Corona. Erst jetzt, vier Jahre später, lernt das Stück fliegen. Einziger Wermutstropfen, so Junge: Die Kalkulation geht nicht mehr auf. Die Kosten sind in den vier Jahren stark gestiegen, doch die Karten für die Aufführung in 2020 waren überwiegend schon verkauft – zu Preisen, die heute hätten höher sein müssen.

Höchster Anspruch an die Technik

Benötigt werden große Hallen, Technik, Essensversorgung für die Mitwirkenden und vieles andere mehr. Für Sound, Übertragungs- und Lichttechnik braucht diese Aufführung die Leistungsfähigsten ihres Fachs, erläutert Junge. Allein 30 Funkstrecken für die Schauspieler auf der Bühne, 80 für die Musiker und etliche weitere für den Chor, für die Mikrofonierung und die Im-Ohr-Lautsprecher sind einzurichten und aufeinander abzustimmen. Ohne diese Technik wäre das Musizieren bei den teils großen Entfernungen zwischen den Mitwirkenden unmöglich. Um die Lautausbreitung mit ihrer Verzögerung, Echo und Lautstärkeverzerrungen auszugleichen, braucht es „den kleinen Mann im Ohr“. „Das ist gewöhnungsbedürftig“, meint Junge. Doch der Wilhelmshavener Menschen-Fischer behält die Heerscharen im Griff – ein kleines Wunder, kombiniert aus Charisma und Disziplin.


Stück entfaltet emotionale Wucht

Trotz all dem Stress mit der Organisation, dem technischen Aufwand und der konzentrierten Anspannung bei den Proben entfalte das Stück eine emotionale Wucht, die bei allen Mitwirkenden bei der dreitägigen Gesamtprobe am vergangenen Wochenende durchgeschlagen habe. „Hunderte haben mich nach den Proben angesprochen und sich bedankt, in den sozialen Medien finden sich unzählige positive Beiträge der Mitwirkenden.“ Dies zeige, dass die Seligpreisungen den Menschen heute mehr denn je aus der Seele sprächen. Es sind noch Restkarten zu haben.

Mehr Infos und Karten unter www.pop-oratorium.de

Hartmut Siefken
Hartmut Siefken Lokalredaktion, Wilhelmshavener Zeitung