Bad Zwischenahn - Einigkeit herrschte im jüngsten Straßen- und Verkehrsausschuss vor allem in einem Punkt: An der Bahnhofstraße muss endlich etwas passieren. Sowohl politische Vertreter als auch anwesende Anwohner wollen eine Attraktivitätssteigerung. Auch die Verwaltung sieht Handlungsbedarf. Allerdings dämpfte Bürgermeister Henning Dierks (SPD) auch allzu hohe Erwartungen: „Die Innenstadtentwicklung ist eine große Herausforderung, der sich alle Städte und Gemeinden stellen müssen.“ Angesichts veränderten Einkaufsverhaltens gebe es sicher nicht die eine Lösung. „Aber es ist wichtig, sich konzeptionelle Gedanken zu machen.“ Gesprochen werden müsse über die künftige Entwicklung und Bedeutung der Straße.
Suche nach Lösungen
Das umschreibt den kleinsten gemeinsamen Nenner, der im Ausschuss gefunden wurde. Gemeinsam soll nun eine Lösung erarbeitet werden. Dazu dürfte auch eigens ein Arbeitskreis gebildet werden. Auch der Austausch mit Eigentümern und Nutzern soll erfolgen.
Eine davon ist Christine Gerdes. Die Immobilieneigentümerin hatte eine Petition zur Wiederbelebung der Straße gestartet. „Die Bahnhofstraße ist mausetot“, beklagte sie in der Einwohnerfragestunde. „Die Geschäfte müssen attraktiver werden.“ Und dafür bedürfe es Publikumsverkehr. Carsten Meyer, Fachbereichsleiter der Bauverwaltung, verwies allerdings auf veränderte Zeiten: „Wir können die gesellschaftlichen Entwicklungen nicht negieren.“ Einstmalige Frequenzbringer seien an den Langenhof gezogen, weil ihnen der Platz in der Bahnhofstraße nicht mehr ausreichte. Aber auch das Mietniveau sei ein Thema.
Das Thema hatte nicht das erste Mal den Weg in den Ausschuss gefunden. Zuletzt hatte sich die Politik 2020 mit der Frage einer Öffnung der Straße befasst. Aber auch schon vorher war die Attraktivierung der Straße immer wieder Thema.
CDU-Antrag
Anlass der aktuellen Diskussion war ein Antrag der CDU, zu prüfen, ob das barrierefreie Verkehrsmodell der Friesoyther Innenstadt auf die Bahnhofstraße zu übertragen sei. Vor allem aber an einer vorgeschlagenen Sofortmaßnahme störte sich die Ausschussmehrheit aus SPD und Grünen: Die CDU wollte eine Durchfahrtöffnung – um so zu schauen, ob diese auf längere Sicht zu einer Belebung beitragen kann. Seit Jahren ist die Bahnhofstraße als verkehrsberuhigte Zone ausgewiesen und nur von der Peterstraße aus zu befahren. Die Durchfahrt zur Wilhelmstraße und zur Straße Auf der Wurth sind nur für Fahrräder möglich. Und das soll nach Meinung der Ausschussmehrheit und der Verwaltungsspitze auch so bleiben.
Kleinere Maßnahmen wie Entfernen der Findlinge (auch wenn das mit kleineren Pflasterarbeiten verbunden wäre), die Schaffung zweier zusätzlicher Parkplätze und auch das Aufstellen moderner Bänke, scheinen schneller umsetzbar zu sein.
Keine Probe
Auch von einem – möglicherweise zeitlich befristeten Versuch – wollen Mehrheit und Verwaltung nichts wissen. Sie verweisen vielmehr auf eine verkehrsplanerische Stellungnahme des Büro Zacharias. Das sieht in einer Öffnung „für die Verkehrssituation im Kfz-Verkehr keine nennenswerten Vorteile“. Und auch für die Geschäfte dürfte das laut Gutachter nichts bringen: „Eine Belebung und eine Erhöhung des Kundenpotentials erwarten wird durch eine Öffnung nicht.“
Bernd Janßen (Grüne) sieht eine Attraktivitätssteigerung nur durch „interessante Geschäfte“ erreichbar. „Das hat gegebenenfalls auch was mit der Höhe der Miete zu tun.“ Auch Martin Ebert (SPD) sieht die Durchfahrtmöglichkeit nicht als Lösung an. Aktuell drei Leerstände seien auch kein allzu großes Problem. Komplett anders sieht das Axel Schmertmann (CDU): In Gesprächen mit Immobilienmaklern sei die fehlende Öffnung immer wieder als Hinderungsgrund für Vermietungen angegeben worden. „Der Ortsmittelpunkt liegt brach.“ Sein Fraktionskollege Jörg Harders betonte, der Antrag seiner Fraktion solle „die Basis sein, laut zu denken“. Damit hat der Ausschuss begonnen. Und in einem Arbeitskreis soll das nun fortgesetzt werden.