Norden - Wo ist meine Wohnung? Wo bleibt meine Familie? Wo ist unser Kino? – unter anderem mit diesen Fragen präsentierte sich Nordens Bürgermeister Florian Eiben (SPD) während des Wahlkampfs 2021 auf großen Werbeplakaten im Stadtgebiet. Gerade letzteres Thema – die Schaffung eines Kinos in der 25.000-Einwohner-Stadt – war ein Kernanliegen des Sozialdemokraten. Zum Hintergrund: 2019 schloss das Apollo Kino in der Osterstraße nach 60-jährigem Bestehen seine Türen. Der Wegfall der – gerade bei Jugendlichen – beliebten Freizeitmöglichkeit wurde zum Politikum. Viele Norder trauerten dem Lichtspielhaus, welches durch die Familie Muckli betrieben wurde, hinterher.
Wahlversprechen nicht gebrochen
Knapp drei Jahre im Amt des Bürgermeisters konstatiert Eiben während des Pressegesprächs der Stadt zum baldigen Jahreswechsel: Ein Kino rechne sich in Norden einfach nicht. Auf Nachfrage, ob er damit eines seiner zentralen Wahlversprechen bricht, bestreitet der Verwaltungschef dies deutlich. „Ich habe ja nie gesagt, dass wir als Stadt ein Kino betreiben werden. Das macht ja auch keinen Sinn. Ich habe nur gesagt, dass wir alles versuchen werden, ein Kino wieder in die Stadt zu bekommen“, so Eiben. Und das habe man getan, ist sich der Bürgermeister sicher. „Wir haben möglichen Kinobetreibern sogar angeboten, dass wir ihnen die Räumlichkeiten kostenlos zur Verfügung stellen.“ Doch auch das habe zu keinem wirklichen Interesse seitens privater Betreiber geführt. Die Stadtspitze habe sich zudem zuletzt das Gebäude des alten Apollo angeschaut. Die Begehung habe gezeigt, dass auch eine irgendwie geartete Sanierung des alten Kinos keinen Sinn mache. Das Gebäude sei in einem äußerst schlechten Zustand.
Kino im Pflüger-Areal?
Was ist aber mit dem Vorschlag des Bürgermeisters, ein Wochenendkino im Pflüger-Areal einzurichten? „Wir sind vor dem Kauf von anderen Bedingungen vor Ort ausgegangen. Wir dachten, dass man einen Bereich recht unkompliziert umbauen könnte, das hat sich als falsch erwiesen“, so Eiben. Trotzdem – aus anderen Gründen sei der Kauf des ehemaligen Möbelhauses richtig gewesen: „Wir haben über sechs Hektar an Grundstück bekommen, die wir für künftige Vorhaben gut gebrauchen können“, sagt der Verwaltungschef. Zudem sei es – auch hinsichtlich des Tourismus – von Vorteil, eine riesige Indoor-Fläche zu besitzen. Gänzlich ausschließen möchte Eiben ein Kino im Pflüger-Komplex aber nicht. Doch die Entwicklung des Areals wird wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen.
Angebot für Zielgruppe vorhanden
Eiben ist aber auch davon überzeugt, dass es in Norden mittlerweile mehrere Kino-Angebote gäbe, die insbesondere die Jugend abholten. So bieten die KVHS und das Jugendhaus Kinoabende an. Jedoch werden dort keine sogenannten Blockbuster gezeigt. Die Gebühren für diese neusten Filme sind für die Betreiber oftmals finanziell einfach nicht stemmbar.