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nordwest-zeitung

Rätsel um „Gut Ponholz“ Verwirrung um Putenschnitzel in Netto-Prospekt in Großenkneten

Putenschnitzel vom „Gut Ponholz“, die in einem Netto-Prospekt angeboten wurden, haben für Verwirrung gesorgt (Symbolbild).

Putenschnitzel vom „Gut Ponholz“, die in einem Netto-Prospekt angeboten wurden, haben für Verwirrung gesorgt (Symbolbild).

dpa

Großenkneten - Für viele ist es ein beliebtes Ritual am Sonntag: In den Prospekten der Supermärkte und Discounter zu blättern, um herauszufinden, welche Artikel in der kommenden Woche im Angebot sind und wo man ein Schnäppchen machen kann. Doch manchmal sorgen die angepriesenen Angebotsartikel auch für Verwirrung oder gar Ärger.

Wie bei einem unserer Leser aus Kirchhatten, der sich jüngst an unsere Redaktion wandte: Stein des Anstoßes war der Netto-Prospekt mit Angeboten vom 21. bis 26. Oktober. Darin waren Putenschnitzel vom „Gut Ponholz“ angeboten, darüber stand gut lesbar der Ort „Großenkneten, Niedersachsen“ – daneben ein Herz in den Deutschland-Farben. Der Leser vermutete eine Kundentäuschung, da durch die Darstellung im Prospekt offenbar vermittelt werden solle, das Fleisch komme von einem „Gut Ponholz“ in Großenkneten. Dabei gibt es ein solches Gut doch gar nicht im Ort Großenkneten, geschweige denn in der gesamten Gemeinde, merkt der Leser an.

Kein Einzelfall

Nicht nur Netto hat mit „Gut Ponholz“ einen eigenen Markennamen mit regionalem Bezug, auch „Küstengold“, „Wiesenhof“ und „Mühlhäuser“ zählen hierzu, wie Constanze Rubach von der Verbraucherzentrale Niedersachsen erklärt. Da die regionale Herkunft der Rohstoffe, die Zutaten oder die Verarbeitung im Markengesetz nicht geregelt sind, helfen solche Regionalmarken nicht weiter, wenn Verbraucher regionale Produkte einkaufen möchten. Vielmehr sorge die Vielzahl an Slogans, Marken und Kennzeichnungen mit uneinheitlichen Anforderungen für mehr Verwirrung, führt Rubach aus.

Auch der Begriff „regional“ ist gesetzlich nicht geschützt und oft wenig nachvollziehbar, heißt es weiter. Kartoffeln mit Bezeichnungen wie „von hier“ oder „Heimat“ könnten beispielsweise zwar aus Deutschland stammen, aber 500 Kilometer vom Supermarkt entfernt geerntet werden.

Allerdings darf die Produktverpackung nicht über die Herkunft täuschen, z.B. bei Produktnamen oder Abbildungen, die auf eine bestimmte Region anspielen, das Lebensmittel aber dort nicht hergestellt wurde. Diese stehen aber oft kleingedruckt auf der Rückseite der Verpackung und können leicht übersehen werden, bemängelt Rubach. Die Verbraucherzentrale wünscht sich einheitliche Mindeststandards für die Werbung mit regionaler Herkunft. Nur eine eindeutige und verständliche Kennzeichnung der Produkte könne Missverständnisse vermeiden und für mehr Transparenz sorgen.

Das sagt Netto

Unsere Redaktion fragte direkt bei Netto nach. Bei den angebotenen Putenschnitzeln stamme das Putenfleisch aus deutscher Herkunft, lautet die Antwort der Unternehmenskommunikation. Anhand der sogenannten 5D-Kennzeichnung könnten Kundinnen und Kunden erkennen, dass die Tiere in Deutschland geboren, aufgezogen, gemästet, geschlachtet und verarbeitet werden, heißt es weiter. Die Ortsangabe Großenkneten bei den angebotenen Putenschnitzeln beziehe sich auf den Sitz des Schlachtbetriebs. Genauere Angaben zur Herkunft des Fleisches können die Kundinnen und Kunden über den QR-Code auf der Produktverpackung abrufen, heißt es von Netto.

Putenschnitzel vom „Gut Ponholz“. Dafür warb Netto vom 21. bis 26. Oktober in seinem Prospekt. BILD: Netto-Prospekt

Putenschnitzel vom „Gut Ponholz“. Dafür warb Netto vom 21. bis 26. Oktober in seinem Prospekt. BILD: Netto-Prospekt

Zur Verpackung des Fleischs sagt das Unternehmen folgendes: „Die Eigenmarke ,Gut Ponholz’ steht für Qualitätsfleisch aus zertifizierten deutschen Betrieben, die mindestens der Haltungsform 2 entsprechen.“ Der Name „Gut Ponholz“ ist an die Heimatregion der Netto-Unternehmenszentrale in Ponholz (Maxhütte-Haidhof bei Regensburg) angelehnt. Klar wird dadurch auch: Das „Gut Ponholz“ ist kein real-existierendes Gut, sondern nur der Name für eine Eigenmarke von Netto.

Haltungsstufen

Neben dem Fleisch vom „Gut Ponholz“ werden im Prospekt auch Produkte anderer Hersteller beworben. Die Hersteller vakuumierten die Aktionsware direkt und versehen sie mit ihrem jeweiligen Logo, erklärt Netto.

Weiter heißt es, dass Netto Fleisch in verschiedenen Haltungsstufen anbiete: von günstigen Preiseinstiegsartikeln unter der Eigenmarke „Gut Ponholz“, über regionale Erzeugnisse, Fleischartikel aus höheren Haltungsstufen mit der Eigenmarke „Einfach Fair“ bis zu bio-zertifiziertem Fleisch unter der Eigenmarke „BioBio“. Das Unternehmen wolle durch die verschiedenen Eigenmarken den Kundinnen und Kunden beim Einkauf eine Orientierungshilfe geben, heißt es abschließend.

Er habe schon befürchtet, dass hinter „Gut Ponholz“ eine Eigenmarke stecke. Solche Marken seien ihm schon aus anderen Discountern bekannt, sagte unser Leser auf die Antwort von Netto. Er bemängelte, dass so für die Kunden nicht gut nachvollziehbar sei, woher das Fleisch komme. Zudem habe nicht jeder beim Einkaufen die technischen Möglichkeiten, einen QR-Code zu scannen.

Neele Körner
Neele Körner Redaktion Wildeshausen
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