Oldenburg - Welche Art der Wärmegewinnung ist wo in Oldenburg sinnvoll? Dieser Frage widmen sich Stadtverwaltung und Energieversorger EWE in einem großangelegten Projekt: Die kommunale Wärmeplanung soll Bürgerinnen und Bürgern Sicherheit geben, ob sie in ihrem Stadtteil in Zukunft mit einer zentralen Wärmeversorgung rechnen können und wenn ja, mit welcher. Dies sei eine entscheidende Grundlage für die Energiewende, so Bürgermeister Jürgen Krogmann am Dienstag bei der Vorstellung des Projektes. Das Ziel: „Am Ende soll eine auf Oldenburg zugeschnittene Strategie für die Wärmewende stehen.“
Kaum Fernwärme
Fernwärme, die in vielen anderen Großstädten ein wichtiger Baustein ist, wird in Oldenburg höchstens eine untergeordnete Rolle spielen, sind sich Stadt und EWE einig. Oldenburg sei kein großer Industriestandort, „deshalb haben wir hier kaum Abwärme-Produzenten“, erklärt Stadtbaurätin Christine-Petra Schacht. Die Abwärme-Produzenten, die es gebe, wolle man aber ins Boot holen. Vor diesem Hintergrund werden andere Quellen, etwa Geo- oder Solarthermie, voraussichtlich eine größere Rolle spielen.
Vier Phasen
Die kommunale Wärmeplanung ist in vier Phasen aufgeteilt: Zunächst wird der Ist-Zustand betrachtet. Welche Gebäudetypen welcher Baujahre und welche Heizungsarten prägen die einzelnen Stadtteile oder Straßenzüge? Wie hoch ist der Energieverbrauch? Anhand dieser ersten Daten erfolgt eine Potenzialanalyse mit der Frage, welche Optionen der Wärmeversorgung an einem konkreten Standort sinnvoll wäre. Im dritten Schritt wird die notwendige Versorgungsstruktur dargestellt und schließlich die Strategie für die Wärmewende entwickelt. Mindestens fünf Maßnahmen sollen dann in den ersten fünf Jahren umgesetzt werden.
Digitaler Zwilling
Begleitet wird die Wärmeplanung seitens der EWE von einem „digitalen Zwilling“: Anhand von Struktur- und Verbrauchsdaten kann eine digitale Karte des Stadtgebiets erstellt werden, die Aufschluss gibt über derzeitigen Energieverbrauch, Energieträger und Potenziale erneuerbarer Energie und so einen detaillierten Gesamtüberblick ermöglicht.
Eigenheimbesitzer
Die kommunale Wärmeplanung betrachtet sowohl Mietwohnungsbau als auch Einzelhäuser. Für Immobilienbesitzer könne es sinnvoll sein, die Planung abzuwarten, ehe sie in eine neue Heizungsanlage investieren, sagt Börge Wenholz, Mitglied der Geschäftsleitung bei EWE Netz, „wenn sie nicht akut eine neue Heizungsanlage brauchen“. Das Thema Wärme sollten Eigenheimbesitzer in Zukunft möglichst nicht isoliert betrachten, rät Dr. Urban Keussen, Vorstand Technik bei der EWE. „Es lohnt sich, über eine Gesamt-Energielösung nachzudenken – etwa eine Photovoltaik-Anlage, die eine Wärmepumpe und auch das E-Auto mit Strom versorgt“, gibt er ein Beispiel.
„Denkbar sind beispielsweise auch nachbarschaftlich genutzte Gemeinschaftsanlagen“, ergänzt Peter Zenner, Leiter des Fachdienstes Klimaschutz der Stadt. Wichtig sei es, dass sich auch Immobilienbesitzer, für die eine neue Heizungsanlage derzeit noch kein Thema sei, informieren und mit Lösungsmodellen auseinandersetzen. Für sie kann auch der geplante Klimaladen der Stadt eine wichtige Anlaufstelle werden. Hier sollen sie Informationen rund um den Klimaschutz und mögliche Förderungen bekommen können. Derzeit wird noch nach einer geeigneten Immobilie in der Innenstadt gesucht.
Bürger informiert
Erste Zwischenergebnisse werden im Juni erwartet, in einem Jahr soll der Plan stehen. Bereits Ende 2024 oder Anfang 2025 sollen auch die Bürgerinnen und Bürger – beispielsweise über Ortsvereine und den städtischen Internetauftritt – konkret über die Planungen informiert werden. Steht das Konzept tatsächlich bereits in einem Jahr, ist die Stadt vor dem von der Bundesregierung gesetzten Zeitplan: Danach müssen Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern 2026 ihre Wärmeplanung vorlegen können.