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nordwest-zeitung

Mentale Gesundheit Wesermarsch hat höchste Zahl an Angststörungen in Niedersachsen

Immer mehr Menschen in der Wesermarsch leiden an Angststörungen und Depressionen. Das geht aus den Zahlen des Gesundheitsaltas der AOK hervor. 5,7 Prozent der Menschen in der Wesermarsch leiden unter Angststörungen. Das ist pronzentual der höchste Wert in Niedersachsen. Welche Symptome die Krankheiten haben, wie man sie erkennt und wo man Hilfe bekommt, erklärt das Gesundheitsamt des Landkreises. (Symbolbild).

Immer mehr Menschen in der Wesermarsch leiden an Angststörungen und Depressionen. Das geht aus den Zahlen des Gesundheitsaltas der AOK hervor. 5,7 Prozent der Menschen in der Wesermarsch leiden unter Angststörungen. Das ist pronzentual der höchste Wert in Niedersachsen. Welche Symptome die Krankheiten haben, wie man sie erkennt und wo man Hilfe bekommt, erklärt das Gesundheitsamt des Landkreises. (Symbolbild).

dpa/Sina Schuldt

Wesermarsch - 5,7 Prozent der 89.761 Wesermärschlerinnen und Wesermärschler leiden an Angststörungen – mehr als 5000 Menschen. Das geht aus den Zahlen des Gesundheitsatlas des Wissenschaftlichen Instituts der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) für das Jahr 2022 hervor. Damit ist die Wesermarsch in ganz Niedersachsen prozentual der Landkreis mit den meisten Erkrankten.

Fallzahlen wieder gestiegen

Berechnet wurde dieser Wert auf der Basis der Ein-Jahres-Prävalenz – also wie oft in diesem Jahr Erkrankungen dokumentiert wurden. Dazu zählen nur Menschen, die älter als 10 Jahre sind. Bundesweit haben nur 32 Landkreise eine höhere Prävalenz in diesem Bereich. Den höchsten Wert hat der Landkreis Saalfeld-Rudolstadt (Thüringen) mit 7,67 Prozent. Wieso in der Wesermarsch eine derartige Fallzahl vorliegt, kann das Gesundheitsamt des Landkreises nicht erklären.

Fakt ist aber, dass die Erkrankungen in den vergangenen Jahren in Wellenbewegungen auf- und abgestiegen sind. So lag laut AOK in 2019 ein hoher Wert (5,89 Prozent) vor, der 2021 wieder sank (4,77) und dann im Jahr darauf wieder anstieg. „Dies kann im Zusammenhang mit Corona liegen, da dann vermutlich die Daten nicht korrekt erfasst wurden“, erklärt das Gesundheitsamt die Schwankungen.

Auch Depressionen werden häufiger

Doch in der Wesermarsch sind in puncto mentale Erkrankungen nicht nur Angststörungen dokumentiert: 13,22 Prozent der in der Wesermarsch lebenden Menschen leiden an Depressionen. Das ist der dritthöchste Wert im Großraum Oldenburg, lediglich Wittmund (13,62 Prozent) und Aurich (13,31) weisen höhere Werte auf. Niedersachsenweit steht die Wesermarsch auf Platz sechs von insgesamt 37 Landkreisen und acht kreisfreien Städten, die höchste Prävalenz wurde in Salzgitter (14,76) dokumentiert.

Bundesweit rangieren 123 Landkreise vor der Wesermarsch, wobei Offenbach am Main (Hessen, 17,72 Prozent) hier das höchste Maß an depressionskranken Menschen aufweist. Auch hier zeigt sich in der Wesermarsch ein Anstieg im Vergleich zu 2021 (9,68 Prozent). Diesen erklärt das Gesundheitsamt mit der „sozioökonomischen gesellschaftlichen Entwicklung und der aktuell angespannten medizinisch psychiatrischen, psychotherapeutischen Versorgungsstruktur“. Heißt vereinfacht: Die Menschen bangen aufgrund des aktuellen Weltgeschehens um ihre Existenz und gleichzeitig gibt es nicht genug Therapieplätze, um Unterstützung zu bieten.

Das sind die Symptome von Depressionen

Das Gesundheitsamt erklärt, wie Betroffene und Angehörige das Krankheitsbild erkennen können. So seien Depressionen entsprechend der internationalen Klassifikation der psychischen Störungen als eine gedrückte Stimmung gekennzeichnet, die die meiste Zeit des Tages und fast jeden Tag über mindestens zwei Wochen anhält. Hinzu kommen laut Gesundheitsamt eine Interessen- oder Freudlosigkeit, verminderter Antrieb, sozialer Rückzug, vermindertes Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl, verminderte Denk- und Konzentrationsfähigkeit, Unentschlossenheit, Schlafstörungen, Appetitverlust und Libidoverlust hinzu.

Das Gesundheitsamt appelliert, sich bei einem solchen Krankheitsbild dringend ärztliche Unterstützung zu suchen: „Da die Depression mit einem erhöhten Suizidrisiko einhergeht, sollte man sich auf jeden Fall Hilfe suchen“, so die Behörde.

So erkennt man Angststörungen

Angststörungen wiederum seien durch Furcht vor einem Objekt, einer Sache oder sozialen Situationen – wie zum Beispiel Menschenmengen, Reisen oder die Distanz von Zuhause – zu erkennen. „Außerdem können plötzlich auftretende Phasen mit massiven Ängsten, ohne einen spezifischen Auslöser, vorkommen“, heißt es weiter. Körperliche Symptome seien zudem Herzrasen, Schweißausbrüche, Unruhezustände, Atembeschwerden, Beklemmungsgefühl, Hitzewallungen, Schwindel und Kontrollverlust.

Wer die Symptome dieser Krankheiten bei sich selbst erkennt, sollte sich Hilfe suchen. Möglichkeiten dafür sind der Hausarzt, Psychiater, Neurologen und Psychotherapeuten. Aber auch der sozialpsychiatrische Dienst des Gesundheitsamtes und die Arbeiterwohlfahrt (Awo) sowie die Caritas bieten Hilfe an.

Freuen sich über den Erfolg der eTwinning-Projekte des Gymnasiums Wildeshausen (von links): Marie Lachmann, Lani Hißnauer, Tanja Krönke, Rena Wernke-Schmiesing und Milas Görlich.

PROJEKT AM WILDESHAUSER GYMNASIUM Was bei Jugendlichen Stress auslöst – und wie sie damit umgehen können

Jana Budde
Wildeshausen

Angehörige können unterstützen

Vor allem sei es aber wichtig für Angehörige, die Betroffenen zu unterstützen: „Die Depression ist immer noch schambesetzt. Wichtig ist festzuhalten, dass die Beschwerden keine Einbildung sind“, heißt es vom Gesundheitsamt. Im Falle einer Erkrankung sollte schnell gehandelt werden: „Je früher die Behandlung beginnt, desto besser ist der Verlauf.“ Außerdem sollten Angehörige auf Betroffene zugehen, dabei sei aber auf die Formulierung zu achten. Es sollten keine Vorwürfe gemacht, sondern die Sorge wertfrei mitgeteilt und eine professionelle Untersuchung nahegelegt werden.

Tim Rosenau
Tim Rosenau Digitalteam Wesermarsch