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nordwest-zeitung

Fjordpferde in Berne Happy End nach schwerem Start ins Leben

Berne/Hiddigwardermoor - Damingo ist zu einem stattlichen Hengst herangewachsen. Doch das inzwischen zweieinhalbjährige Fjordpferd hatte keinen leichten Start. Nach seiner Geburt bangte die Familie Ostermann drei Wochen lang um sein Leben.

Damingo kam auf dem Fjordpferdehof Ostermann in Hiddigwardermoor zur Welt. Seine Mutter, eine Bundesprämienstute, starb nur wenige Stunden nach der Geburt. „Die Gebärmutter hatte sich ineinander verdreht und riss ab“, erinnert sich Louise Ostermann. Die Überlebenschancen eines Fohlens ohne Mutter sind nicht gut. „Die Stute stand nach der Geburt nicht auf, das Fohlen konnte kein einziges Mal bei der Mutter trinken“, erzählt Stefan Ostermann.

Immunsystem aufbauen

Besonders in den ersten Stunden nach der Geburt enthält die Stutenmilch wichtige Antikörper, die das Fohlen braucht, um sein Immunsystem zu entwickeln. „Wir haben die Milch der Stute abgepumpt und Damingo aus einer Schüssel trinken lassen“, erzählt Louise Osterman.

Die Familie versuchte, Damingo von einer Ammenstute säugen zu lassen, doch es klappte nicht. Damingo trank nur aus der Schüssel, die Louise Ostermann ihm gab. Das Immunsystem des Fohlens schwächelte, es litt an Durchfall und war krank. Damit das kleine Fjordpferd doch noch die wichtigen Antikörper erhielt, bekam es eine Blutplasmatransfusion von einem der Hengste des Hofs, erzählt Louise Ostermann. Der Tierarzt kam alle zwei Tage. Schließlich erholte sich der kleine Hengst. Doch die Arbeit der Familie war damit keineswegs beendet.

In den ersten Wochen musste das Fohlen jede Stunde gefüttert werden – Tag und Nacht. Menge, Zusammensetzung und Temperatur der aus Milchpulver hergestellten Milch wurde genau angepasst „so wie bei einem Menschenbaby“, erzählt Louise Ostermann.

Milchpulver knapp

Doch es kam eine weitere Krise. Es herrschte eine Milchpulver-Knappheit. „Normalerweise sollte man bei einer Sorte bleiben, aber die war nicht mehr zu bekommen. Also mussten wir wechseln – und zwar fünfmal. Ohne die Hilfe des Tierarztes und der Futtermittelhersteller hätten wir es nicht geschafft“, betont Stefan Ostermann.


Doch Damingo wuchs und es wurde Zeit, ihn mit anderen Pferden zusammenzubringen. Es sei sehr wichtig, dass die Fohlen mit anderen Pferden aufwachsen, sie müssen erst lernen, ein Pferd zu sein und den Menschen als übergeordnet zu respektieren, erklärt Stefan Ostermann. So hielt auch das kleine Fohlen Louise Ostermann für seine Mutter. Es folgte ihr auf Schritt und Tritt. „Er wäre auch mit ins Schlafzimmer gekommen“, erzählt Stefan Ostermann lachend.

Die Ostermanns brachten das Fohlen zunächst mit der Shetty-Stute Biene zusammen, die die Rolle seiner Ziehmutter übernahm, dann durfte er zu den anderen Fohlen auf die Weide. „Es war extrem wichtig, dass er sozialisiert wird“, sagt Louise Ostermann. „Zusammen mit den anderen Fohlen hat er sich ganz normal entwickelt, er hat gespielt, getobt und gefressen“, freut sie sich.

Zur Körung zugelassen

Damingo wuchs zu einem stattlichen Hengst heran, sehr zur Freude der Züchter, denn sonst hätten sie erneut vor einem Dilemma gestanden: „Wäre Damingo nicht für die Zucht geeignet gewesen, hätten wir ihn abgeben müssen. Nachdem wir ihn mit so viel Mühe und Arbeit aufgezogen haben, hätten wir das nicht übers Herz gebracht“, sagt Louise Ostermann. Eine andere Möglichkeit wäre, den Hengst zu kastrieren. „Aber wir sind ein Zuchtbetrieb“, sagt Stefan Ostermann.

Doch Damingo entwickelte sich so gut, dass er sich für die Hauptkörung qualifizierte. Dabei werden das Aussehen nach den Merkmalen der Rasse, der Bewegungsablauf und das Gesamtbild des Pferdes beurteilt. Die Richter bescheinigten Damingo, dass er „die Richtlinien für das Zuchtziel Fjordpferd erfüllt“. Nun kann er im Frühjahr zum Decken eingesetzt werden, erzählt Stefan Ostermann stolz.

Merle Ullrich
Merle Ullrich Redaktion Brake