Moin, in diesen Tagen beherrscht ja der Fußball nicht nur die medialen Sportteile. Auch in Sachen Klatsch und Tratsch sind die Kicker ins Blickfeld geraten. Einer schafft es nun sogar in den Wirtschaftsteil – unser Abwehr-Haudegen Antonio Rüdiger. Er hat mit einer eher ungewöhnlichen Geldanlage mutmaßlich eine Riesenrendite erwirtschaftet.

Nach dem Champions-League-Sieg mit Real Madrid wurde der Abwehrspieler mit einer Uhr von Patek Philippe am Handgelenk abgelichtet. Einige Medien berichteten, das Sondermodell mit „Tiffany“-Zifferblatt habe einen Wert von 2,5 Millionen Euro. Nun ist Rüdiger nicht der erste Profi, der mit einer Millionen-Uhr abgelichtet wurde. Das Besondere in diesem Fall ist aber der ehemalige Listenpreis der Uhr. Für 48.000 Euro konnte man (theoretisch) eines der 170 Exemplare erwerben. Hat sich Rüdiger also mit der Stahluhr eine goldene Nase verdient? Und kann man mit anderen Luxusuhren auch eine ordentliche Rendite einfahren?

Über enorme Gewinne mit Uhren gibt es immer wieder Geschichten, trotzdem taugen die Statussymbole meiner Meinung nach kaum zur Geldanlage. Das liegt vor allem daran, dass ein Normalbürger so eine Uhr zum Listenpreis kaum bekommt. Ob Rüdiger seine Nautilus zum Listenpreis erstehen konnte oder sie (mit ordentlichem Aufpreis) auf dem Graumarkt erworben hat, wissen wir nicht. Klar ist aber, wer heute beispielsweise mit gut gefüllter Brieftasche beim nächsten Juwelier eine (reguläre) Rolex kaufen will, geht leer aus. Im Schaufenster mögen ja etliche Objekte der Begierde liegen, das sind aber nur Ausstellungsstücke. Der Interessent kann sich dann auf eine Warteliste setzen lassen – wenn er Glück hat. Und vielleicht bekommt er nach einigen Jahren dann das Modell angeboten. Hilfreich für die Verkürzung der Wartezeit ist natürlich der regelmäßige Einkauf von diesem und jenem Geschmeide. Gute Kunden haben halt Vorrang.

Da bestimmte Edeluhren rar sind, blüht das Geschäft der freien Händler. Nehmen wir die berühmte Rolex GMT II im sogenannten Pepsi-Design. Regulär kostet die Uhr aktuell 11.150 Euro. Beim Graumarkthändler ist man je nach Marktlage etwa mit dem doppelten Preis dabei. Solche Beispiele gibt es etliche.

Auch ältere, gebrauchte Luxusuhren werden deutlich über dem ehemaligen Neupreis gehandelt. Die geerbte Rolex vom Opa kann man also gut zu Geld machen.

Durch den Hype um sagenhafte Preissteigerungen sind einige Anbieter entstanden, die „Uhrenbeteiligungen“ anbieten. Man ist dann (virtueller) Besitzer von einem Stückchen Rolex. Ich persönlich würde in solche Papiere nicht investieren. Zum einen ist der Markt extrem volatil, zum anderen weiß man nie so genau, ob und wie sicher die Ware überhaupt gelagert wird.

Gleichwohl gibt es einen guten Grund, zum regulären Ladenpreis in eine Luxusuhr zu investieren. Wenn man Freude an dem Schmuckstück hat und es regelmäßig trägt, dann gibt es eine Zufriedenheitsrendite. Gleichzeitig sind getragene Uhren relativ wertstabil. Will oder muss man das gute Stück irgendwann wieder verkaufen, macht man wenig oder gar keinen Verlust. Bei einigen Modellen ist auch ein Gewinn drin. Bei letzteren handelt es sich dann um die Uhren mit längerer Wartezeit oder spezielle Sondermodelle.

Als Finanz-Investment ist eine Uhr aber nicht geeignet. Für maximale Rendite sollte sie unbenutzt sein. Man muss sie im Bankschließfach lagern, der heimische Safe dürfte bei sehr teuren Objekten der Versicherung nicht reichen. Wenn man dann eines Tages das gute Stück verkaufen will, dann schneiden sich Auktionshäuser oder freie Händler ein schönes Stück vom Kuchen ab. Und solche Renditen wie bei Rüdigers Patek Philippe sind extrem selten. Da gibt es deutlich mehr Anleger, die vor 20 Jahren bei Apple eingestiegen sind. Deren Rendite ist übrigens gut 20-mal höher als mit Rüdigers Super-Uhr.

Jasper Rittner
Jasper Rittner Chefreporter Oldenburg-Stadt/Ammerland