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nordwest-zeitung

Verein für Heimatpflege So lebten die Zwischenahner vor 300 Jahren

Typisches Ammerländer Bauernhaus: Auch Inventar ist erhalten.

Typisches Ammerländer Bauernhaus: Auch Inventar ist erhalten.

Kerstin Schumann

Bad Zwischenahn - Bei offiziellen Terminen schlüpft Klaas Düring ganz selbstverständlich in seine Ammerländer Tracht, begrüßt Gäste und wirbt für Bad Zwischenahn und seine historischen Schätze. Er ist das Gesicht des 600 Mitglieder zählenden Vereins für Heimatpflege; viele kennen ihn nicht nur als langjährigen Vorsitzenden, sondern auch von der Bühne. Mehr als 35 Mal hat er schon beim Plattdeutsch-Theater mitgewirkt und rund 30 Jahre lang Regie geführt.

Über die Schauspielerei ist er auch zum Heimatverein gekommen. „Allerdings mehr durch Zufall, weil eine Rolle besetzt werden musste“, sagt er. „Das ist eine wunderbare Kulisse“, schwärmt er von den Rahmenbedingungen im Ammerländer Bauernhaus, wo er 1985 Premiere feierte. So blieb er dabei und wurde 1992 sogar Spälbas des Spälköppels. In dieser Funktion kam er in den Brauchtumsausschuss des Heimatvereins. „Da habe ich gesehen, wie viel dort bewegt wird“, erinnert er sich und wurde 2009 Vorsitzender. In dieser Doppelfunktion bleibe keine Zeit für andere Hobbys, erklärt der 73-Jährige lachend.

Hofanlage mit Mühle

Denn der Heimatverein kümmert sich ehrenamtlich, unterstützt von zwei Hausmeistern und einer Teilzeitkraft im Sekretariat, um eine ganze Palette von Aufgaben. Herzstück ist das Freilichtmuseum mit dem Ammerländer Bauernhaus und der funktionstüchtigen Mühle. Insgesamt 17 Häuser und Nebengebäude bilden die Hofanlage. Besucherinnen und Besucher sollen einen Eindruck von der bäuerlichen Lebensweise der Ammerländer vor 300 Jahren erhalten.

Viele Instandsetzungs- und Pflegearbeiten werden ehrenamtlich geleistet. Hinzu kommt der Einsatz von Fachfirmen, was Geld kostet. Und da kommen wieder andere Gebäude ins Spiel, die Gastronomie anbieten und Einnahmen ermöglichen. „Zu uns gehört auch der Spieker von 1910“, erklärt Düring. Die wahrscheinlich bekannteste Gaststätte des Ammerlandes wurde in der Vergangenheit auch immer von vielen prominenten Gästen besucht. Aber auch den Fährkroog und die Gastwirtschaft neben dem Museum in Specken hat der Heimatverein verpachtet. Jüngste Errungenschaft ist der Scholjegerdes-Hof, der 2013 als Gastronomie eröffnet wurde. „Wir sind sehr froh, so etwas erhalten zu können“, betont der Vorsitzende. Mit Bad Zwischenahn, wo er geboren und aufgewachsen ist, fühle er sich stark verbunden. Das Freilichtmuseum sei aber nicht nur historisches Erbe, sondern auch für den Tourismus von großer Bedeutung.

Hochzeit mit Treueschwur

Seit einiger Zeit sind im historischen Ambiente des Bauernhauses aus dem 17. Jahrhundert auch Hochzeiten möglich. Auf Wunsch nimmt Düring dann den Treueschwur am Eidhaken über der Feuerstelle ab. Sogar ein betagtes Ehepaar, das Diamantene Hochzeit feierte, wollte auf diesen Brauch nicht verzichten. Das sei sehr bewegend gewesen, erinnert sich der Vorsitzende. Viele Einzelheiten aus dem ammerschen Brauchtum hat Klaas Düring aus dem reichen Wissensschatz von Bruno Sieling erfahren, einem 2002 verstorbenen Original und enthusiastischem Heimatkundler, der durch das Bauernhaus führte und Gäste begrüßte.

Auch wenn der Verein in der Corona-Pandemie durch schwierige Zeiten ging, weil die Einnahmen wegbrachen, gibt es doch Zukunftspläne. „Wir haben eine historische Scheune und eine Stellmacherei, für die wir noch einen geeigneten Platz suchen“, erklärt Düring. Landwirtschaftliche Gerätschaften und Möbel seien ebenfalls noch eingelagert, für die man noch keine Verwendung habe.

Viele Veranstaltungen

Stark gefordert ist der Verein rund ums Jahr mit etlichen Veranstaltungen wie zum Beispiel den „Tag der Heimat“ bei der Zwischenahner Woche, beim Maibaumsetzen, beim Kartoffeltag und bei vielen weiteren Anlässen. Für dieses Jahr plant der Verein darüber hinaus, die Gebäude des Freilichtmuseums mit mehr Leben zu füllen. Auch ein Theaterstück soll es wieder geben – allerdings ohne Klaas Düring. Er möchte sich von diesen Aufgaben etwas zurückziehen. Brauchtumspflege wird aber nach wie vor sein Hobby bleiben.

Kerstin Schumann
Kerstin Schumann Redaktion Westerstede
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