Friesoythe - Sie boomen in ganz Deutschland: Seit Anfang Juni dieses Jahres haben Balkonkraftwerke in der Bundesrepublik erstmals die Zahl einer halben Million an Geräten übertroffen. Die kleinen Solaranlagen kann man sich unter anderem an die Balkone hängen oder in den Garten stellen, um so Strom für den Eigenbedarf zu generieren. Doch Eike Baran und Tido Groothoff finden, dass dieser Trend in der Stadt Friesoythe noch nicht ganz angekommen ist. Um eine mögliche Skepsis vor so einer Anlage abzubauen und Nutzerinnen und Nutzern die Angst zu nehmen, haben sie jetzt einen Balkonkraftwerksverleih in Leben gerufen.
Zu wenig Nutzer
„In vielen Gesprächen haben wir gemerkt, wie viele Menschen in der Stadt noch Skepsis gegenüber den Anlagen haben. Dabei ist diese ganz unbegründet. Ein Balkonkraftwerk ist relativ einfach in der Handhabung. Beim Nutzen muss man nur auf individuelle Faktoren achten“, sagt Eike Baran im Gespräch mit unserer Redaktion. Er hat in Friesoythe bereits das Technik-Treffen „Meet&Geek“ ins Leben gerufen und gehört auch zum Team des Repair-Café. Zusammen mit seinem Mitstreiter in Sachen „Technikwissen-Vermittlung“ Tido Groothoff will er jetzt dafür sorgen, dass noch mehr Balkonkraftwerke in Friesoythe zum Einsatz kommen. „Dafür gibt es ja extra ein Förderprogramm der Stadt. Doch da waren im April dieses Jahres 10.000 Euro Geld zur Verfügung. Es können also noch einige Anträge abgeschickt werden“, so Groothoff.
Ungefähr 400 Euro müsste man für ein Balkonkraftwerk investieren, 150 Euro werden dann gefördert. Das typische Modell hat eine Leistung von rund 800 Watt. Generell könne dann ein gut positioniertes 800-Watt-Balkonkraftwerk je nach Lage und Sonneneinstrahlung zwischen 3,2 bis 4,8 Kilowattstunden Strom an einem sonnigen Tag erzeugen. „Das ist aber in jedem Haushalt unterschiedlich. Und genau hier wollen wir ansetzen – mit dem Verleih kann jeder zu Hause direkt sehen, welche Auswirkungen der Betrieb einer solchen Anlage in seinem Haus hat“, so Baran weiter.
Doch wie funktioniert das Ganze? Ab Mittwoch, 17. Juli, findet man auf der eigens erstellten Internetseite balkonkraftwerksverleih.de unter „Kraftwerk leihen“ ein Anfrageformular, in welchem Interessierte einen Leihzeitraum, den gewünschten Kraftwerkstyp und Kontaktdaten hinterlassen können. Nachdem man seine E-Mail-Adresse bestätigt hat, landet der Antrag in einer Liste. Bei Zuschlag nehmen Baran und Groothoff dann Kontakt auf. „Wir vereinbaren einen Termin, kommen vorbei und stellen gemeinsam mit dem Interessenten das Balkonkraftwerk auf. Nach rund zehn Tagen holen wir es wieder ab und bieten bei Bedarf händler- und herstellerunabhängige Beratung für ein dauerhaftes, eigenes Balkonkraftwerk an“, so Baran weiter.
Verbrauch im Blick
Der ganze Service ist komplett kostenlos. „Unsere Motivation ist einfach: Wir wollen, dass im Sinne des Klimaschutzes mehr Balkonkraftwerke genutzt werden“, sagt Baran, der auch für die SPD im Friesoyther Stadtrat sitzt. Die beiden „Geeks“ bieten den Nutzerinnen und Nutzern dann auch an, eine App auf deren Handys zu installieren, um so den Verbrauch im Blick zu haben. Als Gegenleistung wollen die beiden Organisatoren nur die Nutzungsdaten der Anlage anonymisiert für ihre Forschungen haben. „Mit einem Balkonkraftwerk kann man – auf jeden Fall im Sommer – seinen Stand-by-Verbrauch decken“, sagt Groothoff. Darunter fallen zum Beispiel Elektrogeräte, die immer in der Steckdose sind – wie etwa Fernseher, Spülmaschine, Smart-Home-Speaker wie Amazon Echo (Alexa) oder Kühlschränke.
