Emden/Meppen - Erst die Aufregung rund um die verzögerte Ausgliederung, jetzt Wechselgerüchte um Henning Rießelmann: Fußball-Regionalligist Kickers Emden kommt aktuell nicht zur Ruhe. Wie „OM online“ berichtet (Rießelmann kommt aus Dinklage und hat auch durch seine Zeit bei BW Lohne viele Kontakte in diese Region), steht der strategische Partner und Sportliche Leiter von Kickers ganz weit oben auf der Wunschliste des Ligarivalen SV Meppen, der am Montag seinen Sportlichen Leiter David Vrzogic freigestellt hatte und nun auf der Suche nach einem Nachfolger ist. Warum die Gerüchteküche brodelt, welche Gründe gegen ein zeitnahes Engagement von Rießelmann in Meppen sprechen, was er selbst sagt und wie der SV Meppen auf Nachfrage reagiert.
Woher kommen die Spekulationen ?
Der Hintergrund: In der vergangenen Woche hatte Rießelmann in einem Statement seinem Verein eine Art Ultimatum gestellt. „Wir warten jetzt schon seit zwei Jahren. Wir gehen nicht in eine dritte Saison ohne Ausgliederung, das geht einfach nicht“, sagte Rießelmann mit Blick auf die geplante, aber verzögerte Ausgliederung der ersten Herren-Mannschaft in eine GmbH. Nun trennte sich der SV Meppen Anfang der Woche nach zehn sieglosen Spielen von seinem Sportleiter – und bei Rießelmann und den Emsländern gibt es eine Vorgeschichte. Bereits im Frühjahr 2023 soll er ein erstes Angebot aus Meppen erhalten haben, entschied sich jedoch für Kickers. Nach dem Rücktritt von Ernst Middendorp im Spätsommer 2023 als Trainer und Sportlicher Leiter der Meppener soll es erneut konkrete Gespräche zwischen Rießelmann und den Verantwortlichen des SVM gegeben haben. Letztlich lehnte Rießelmann auch diese Offerte für den Posten des Sportdirektors ab und entschied sich dafür, den Weg in Emden weiterzugehen.
Was sagt Rießelmann ?
Zu einer Aussage über ein nunmehr erneut mögliches Angebot aus dem Emsland ließ sich Emdens Macher in einem Telefonat mit unserer Redaktion nicht hinreißen. „Ich will mich an den Wechselgerüchten nicht beteiligen“, stellte Rießelmann klar und verzichtete damit aber auch auf ein klares Dementi.
Was sagt der SV Meppen ?
Auch der SV Meppen spielt auf Zeit und hält sich bedeckt. Auf Anfrage unserer Redaktion teilten die Meppener mit, dass sie sich bis Anfang der kommenden Woche zu dem Thema äußern wollen. Am Donnerstag gab es aber keinen Kommentar zu den Gerüchten. Auch hier ist diese Interpretation zulässig: Auf ein Dementi verzichtet der Verein.
Was spricht gegen einen Rießelmann-Wechsel ?
Dem Vernehmen nach wollen die Meppener möglichst zeitnah – sprich in den kommenden zwei Wochen – einen neuen Sportlichen Leiter präsentieren, auch um die eigene Kaderplanung für die neue Saison voranzutreiben. Vor diesem Hintergrund erscheint ein Engagement von Rießelmann beim SVM eher unwahrscheinlich, denn der 42-jährige Fußball-Unternehmer, der mit seiner Firma Onside Sports unter anderem Trainingslager für Profimannschaften organisiert, hofft nach wie vor auf grünes Ausgliederungslicht in Ostfriesland. Obendrein fühlt er sich bei Kickers Emden sehr wohl, wie er mehrfach betont hat. Jetzt alles hinzuschmeißen, nachdem er und sein Team den ostfriesischen Traditionsverein mit viel Arbeit und geballter Kompetenz erst vor dem finanziellen Aus gerettet und sowohl infrastrukturell als auch sportlich (von der Oberliga bis auf Platz drei der Regionalliga) immens vorangetrieben haben, scheint eher unwahrscheinlich.
„Wir haben viel Arbeit reingesteckt, aber das Ganze muss auch finanzierbar sein“, sagt Rießelmann, der bei Kickers nie die Rolle des Investors spielen wollte und keine Luftschlösser bauen möchte. Eine weitere Vorfinanzierung der wegen der fehlenden Ausgliederung noch nicht fließenden Sponsorengelder durch ihn und sein Fußball-Unternehmen schloss Rießelmann in vorangegangenen Gesprächen aus: „Ich habe auch eine Verantwortung meinem Unternehmen gegenüber.“
Warum ist Ausgliederung für Kickers alternativlos ?
Die Ausgliederung der Herrenmannschaft in eine Spielbetriebs-GmbH gilt als essenziell für die wirtschaftliche Stabilität und Planungssicherheit von Kickers Emden. Mehrere Großsponsoren knüpfen ihr Engagement an diesen Schritt. Immer wieder zeigte sich der Vereinsvorstand um Hendrik Poppinga optimistisch, dass die Ausgliederung trotz Komplikationen auf Amtswegen zeitnah erfolgen wird. Doch die Eintragung ins Handelsregister zieht sich seit der Mitgliederversammlung im Mai vergangenen Jahres wie ein Kaugummi in die Länge.
Rießelmann kann diesen schleppenden Prozess nicht beeinflussen, benötigt aber laut eigenen Angaben dringend Klarheit: „Ich brauche einfach die Gewissheit, dass die Ausgliederung klappt, um weiter planen zu können.“ Eine Deadline habe er dem Verein dabei nicht gesetzt. Bedeutet: Ob die GmbH letztlich erst im Oktober ins Handelsregister eingetragen wird, sei für Rießelmann zweitrangig – entscheidend sei, dass es grünes Licht gibt: „Umso schneller, umso besser.“