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nordwest-zeitung

„Sports for Future“ aus Kreis Vechta Hier mischen auch Werder Bremen und Boris Herrmann für den Umweltschutz mit

Spielen sich in Sachen Umweltschutz den Ball zu: Anne-Kathrin Laufmann, Geschäftsführerin Sport und Nachhaltigkeit bei Werder Bremen, und Stefan Wagner, Mitgründer von „Sports for Future“

Spielen sich in Sachen Umweltschutz den Ball zu: Anne-Kathrin Laufmann, Geschäftsführerin Sport und Nachhaltigkeit bei Werder Bremen, und Stefan Wagner, Mitgründer von „Sports for Future“

Anke Brockmeyer

Im Nordwesten - Den Sport als Multiplikator für Klimaschutz-Engagement nutzen – diese Idee stand im Mittelpunkt, als Stefan und Barbara Wagner 2019 den Verein „Sports for Future“ mit weiteren Mitstreitern gründeten. Denn: Wenn Vereinsmitglieder und Fans für grüne Ideen begeistert werden, kann eine riesige Wellenbewegung entstehen, so das Ziel. Und das scheint zu gelingen. Fünf Jahre nach ihrer Gründung hat die Bewegung „Sports for Future“ mehr als 500 Unterstützer, darunter Sportgrößen wie den Segler Boris Herrmann, gebürtiger Oldenburger, Eisschnelllauf-Olympiasiegerin Anni Friesinger, die Fußball-Bundesligisten Werder Bremen, Mainz 05, TSG Hoffenheim und Zweitligist VfL Osnabrück. Aber auch Landes- und Kreissportbünde sowie viele kleine Vereine haben sich dem Bündnis für Nachhaltigkeit angeschlossen, darunter der Tennisclub Dinklage und der Sportverein Blau-Weiß Lohne. Netzwerken und Erfahrungen auszutauschen, stehen dabei im Mittelpunkt – und da können die Kleinen ebenso von den Großen lernen wie umgekehrt.

Prominente Zugpferde

Der TC Dinklage ist seit den Anfängen dabei. „Natürlich ist es wichtig, prominente Zugpferde zu haben. Aber die vielen kleinen Vereine sind gemeinsam ein Riesenhebel“, sagt dessen Vorsitzender Frank Gröne. Schon vor dem Beitritt zu „Sports for Future“ hatten die Mitglieder Umweltprojekte angestoßen. Inzwischen liefert eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach Warmwasser und Strom für die neue LED-Lichttechnik, ein großer Wasserspender mit Filtertechnik versorgt die Sportler mit Trinkwasser. Kinder und jugendliche Vereinsmitglieder sind mit schadstofffreien Trinkflaschen ausgestattet worden. „Dadurch haben wir über die vergangenen fünf Jahre mehrere Tausend Wasserflaschen eingespart“, zieht Gröne Bilanz. Auch an einer Blühwiesenaktion in der Region beteiligt sich der Club. „Natürlich wird über unsere Tennisplätze Fläche versiegelt – da wollten wir an anderer Stelle was ausgleichen.“ Die Umweltprojekte postet der Club über die sozialen Medien. „Das hat viel Außenwirkung“, so der Vereinsvorsitzende, der auch den Zulauf in den vergangenen Jahren zum Teil auf das Umweltengagement zurückführt: 200 neue Mitglieder hat der kleine, nun knapp 600 Sportler starke Club seit 2019 hinzugewinnen können.

Strahlkraft als Bundesligist

Auch Werder Bremen war einer der Vereine, die „Sports for Future“ gleich im Gründungsjahr beitraten. Schon seit 2011 produziert Werder Strom mit einer eigenen Photovoltaik-Anlage, weitere Energie wird als Ökostrom und Ökogas zugekauft. Jede Eintrittskarte beinhaltet ein Ticket für den öffentlichen Nahverkehr, soziale Nachhaltigkeitsprojekte stehen schon seit mehr als zwanzig Jahren auf der Agenda. „Wir liegen mitten im Überschwemmungsgebiet – da merken wir den Klimawandel deutlich“, sagt Anne-Kathrin Laufmann, Geschäftsführerin Sport und Nachhaltigkeit. Nebenbei: Werder ist der einzige Bundesliga-Verein im Fußball, der das Thema Nachhaltigkeit explizit in der Geschäftsführung verankert hat.

„Wir wollen unsere Strahlkraft als Bundesligist für dieses wichtige Thema nutzen“, sagt Laufmann. Projekte wie die „Vom Feld in den Fanshop“-Kollektion mit fair gehandelter Biobaumwolle zeigen die Richtung an. „Dadurch können jetzt 450 Bauern in Indien auf Bio-Baumwolle umstellen.“ Die Vernetzung der Vereine beim Thema Umweltschutz ist für Laufmann ein wichtiger Aspekt bei „Sports for Future“. „So können wir gemeinsam größere Schritte machen“, sagt sie und weiß: „Wir sind mit unserer großen Fangemeinde ein wichtiger Multiplikator.“ Auch wenn Werder einer der großen Player in der „Sports for Future“-Gemeinschaft ist – der Austausch mit anderen ist Laufmann wichtig. „Aus unseren Netzwerktreffen nehmen auch wir neue Themen mit.“

Konkrete Zukunftsbilder

Die „Fridays for Future“-Bewegung habe viele Menschen für das Thema Umweltschutz sensibilisiert, sagt „Sports for Future“-Gründer Stefan Wagner. „Der Hamburger SV hatte schon 2009 einen Klimaschutztag mit dem damaligen Umweltminister Norbert Röttgen initiiert – das hat damals kaum jemanden interessiert“, erzählt er. Seither sei ganz viel in Bewegung gekommen. Den Sport in das Thema Umweltschutz zu integrieren, sei ein wichtiger Schritt gewesen. „Der Sport bekommt in der öffentlichen Wahrnehmung einfach mehr Aufmerksamkeit, als wenn ein Wissenschaftler vor den Folgen des Klimawandels warnt“, ist er überzeugt. Gleichzeitig will er mehr Motivation und Nachvollziehbarkeit wecken, indem Umweltschutz „vom Ende her“ gedacht wird: Wie sieht das Stadion der Zukunft aus? Wie sind die Besucher dort hingekommen? Was essen sie, wie sieht die Lieferkette aus? „So entwickeln wir Zukunftsbilder, die begreifbar machen, was wir erreichen wollen“, sagt er.

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Barbara und Stefan Wagner sind nicht nur ehrenamtlich, sondern auch beruflich dem Thema Nachhaltigkeit und Sport eng verbunden: 2017 haben sie ihr Büro für Nachhaltigkeitsmanagement, Marketing und Kommunikation in Mühlen (Landkreis Vechta) gegründet. Stefan Wagner war zuvor unter anderem Leiter Marke und CSR beim Hamburger SV sowie Geschäftsführer und Vorstand der HSV-Stiftung „Der Hamburger Weg“. Aktuell hat er neben anderen Projekten die Stabsstelle Unternehmensentwicklung bei der TSG Hoffenheim inne. Auch dort steht Nachhaltigkeit im Fokus. Barbara Wagner ist Redakteurin, einer ihrer Schwerpunkte ist die Nachhaltigkeitskommunikation.

Sports for Future mit inzwischen rund 550 Unterstützern sieht sich als Netzwerk und als Treiber nachhaltiger Projekte im Sport – auch international. Im Rahmen der Kampagne „Sports 4 Trees“ etwa wurden – unterstützt auch mit Spendengeldern heimischer Vereine – mehr als 100.000 Bäume in Afrika gepflanzt und Waldflächen in der Größe von fast 10.000 Fußballfeldern geschützt. Zudem hat der Verein einen CO2-Rechner für Sportvereine entwickelt. „Sports for Future“ ist inzwischen auf allen Kontinenten vernetzt und auf wichtigen Plattformen wie der Weltklimakonferenz vertreten. Mit „Sports 20“ wurde nun auch ein internationales Pendant mitinitiiert.

Anke Brockmeyer
Anke Brockmeyer Reportage-Redaktion
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