Ammerland - „Wir steuern sehenden Auges auf eine Katastrophe zu“, sagt Taxi-Unternehmer Volker Kaddik aus Bad Zwischenahn. Der 60-Jährige ist Inhaber der „Taxizentrale Bad Zwischenahn“ und warnt vor den Entwicklungen in seiner Branche, die er schon jetzt als problematisch beschreibt, die sich in den kommenden Jahren aber noch verschärfen sollen.
Ein großes Problem
„Es gibt ein ganz großes Personalproblem, weil die Personen, die bei mir die Taxis fahren, immer älter werden und qualifizierter Nachwuchs fehlt“, sagt der Unternehmer. Von seinen 20 Mitarbeitern seien nur vier jünger als 60, der Rest werde in den kommenden Jahren in den Ruhestand gehen. Kapazitäten für weitere Fahrer habe er schon jetzt frei. „Es gibt auch Leute, die sich für eine Stelle interessieren, mit ganz vielen kann ich aber nichts anfangen“, sagt Kaddik. Grund seien häufig sprachliche Barrieren oder die Vorstellungen in Bezug auf Arbeitszeiten und Verdienst von Seiten der Bewerber, die nicht mit der Praxis vereinbar seien.
„Verschärft wird diese Entwicklung durch die steigende Taxi-Nachfrage. Denn mittlerweile machen Krankenfahrten einen großen Anteil unseres Geschäfts aus. Das sind zum Beispiel Menschen, die regelmäßig zur Dialyse oder anderen Behandlungen bei Fachärzten gebracht werden“, sagt Kaddik. „Und von diesen Menschen wird es in Zukunft noch mehr geben, denn unsere Gesellschaft wird älter.“
Rechtzeitig buchen
Für die Kunden bedeutet das, dass es schwerer wird, ein Taxi zu bekommen. „Wenn man die Fahrt mit etwas Vorlauf bucht, bekommen wir das in der Regel hin. Wenn Kunden anrufen und sofort einen Wagen haben wollen, können wir nicht immer direkt reagieren. Und dieser Punkt wird sich noch verschärfen, wenn wir weniger Fahrer haben“, erklärt Kaddik seine Befürchtung.
Dabei habe der Beruf viele Vorteile. „Man ist in einem gepflegten Auto unterwegs, in dem es warm und trocken ist. Die Arbeitszeiten können sehr flexibel gestaltet werden und wir zahlen einen festen Stundenlohn. Die Zeiten, in denen das Geschäft auf Provisionsbasis gelaufen ist, sind vorbei“, sagt der Unternehmer. Reich werden könne man mit Taxifahren aber nicht, die Bezahlung orientiere sich am Mindestlohn. „Dazu kommen die Trinkgelder, die die Fahrerinnen und Fahrer erhalten“, sagt Kaddik, der die Tätigkeit insbesondere für Menschen empfiehlt, die am Ende ihres Berufslebens stehen und noch etwas machen wollen, ohne sich selbst kaputt zu machen, wie er sagt.
Weniger Partygäste
Arbeitszeiten am späten Abend und in der Nacht gebe es auch heute noch. „Das Geschäft mit Partygästen ist in den vergangenen Jahren aber deutlich zurückgegangen. Die meisten Fahrten machen wir tagsüber“, berichtet der Unternehmer.
Für die Lösung seiner Probleme habe er leider kein Patentrezept in der Tasche. Kaddik würde sich jedoch gerne mit den Mitbewerbern der Branche zusammensetzen, um sich auszutauschen. Mehr Unterstützung würde er sich auch vom Landkreis wünschen. „Zum Beispiel in Bezug auf eine Anpassung der Tarifstruktur. Denn die legen nicht wir fest, sondern die Kreisverwaltung“, sagt der Unternehmer, für den klar ist, dass sich besser heute als morgen etwas ändern sollte. „Ansonsten wird es unsere Branche in der aktuellen Form nicht mehr lange geben.“