Wüppels/Wangerland - Im Wüppelser Pastorenhaus von 1576 ist neues Leben eingekehrt: Gleich zwei raumgreifende Sofas im Innenraum machen das deutlich. Doch was hat es mit denen auf sich?
Verantwortlich für die neuen Sofas ist die neue Bewohnerin Dr. Petra Eggers. Sie hat in der ländlichen Idylle ihren Zweitwohnsitz genommen. Die Sofas sind mitunter ihr wichtigster Arbeitsplatz. Denn hier liegen momentan gleich zwei Manuskripte, das eine von einer versierten Sachbuchautorin, die sich erstmals belletristisch versucht, das andere von einem Romancier, der nach einer längeren Pause diesmal einen Spannungsroman verfasst hat.
Eggers ist nämlich eine renommierte Literaturagentin – und ist nicht nur zum Ausspannen in das Pastorenhaus gezogen. Ihre Arbeit ist nämlich auch ihre Leidenschaft und der wird sie hier ebenso intensiv nachkommen wie in ihrer Literaturagentur in Berlin.
In Schortens geboren
Wieso neben Berlin ausgerechnet Wüppels? Die Region ist für Eggers vertraut. In Schortens geboren, verließ sie Friesland zum Studium. Die jetzige „Heimkehr“ nach Wüppels beruht dabei nicht auf einem Zufall, denn Dr. Peter Ahmels, der das Pastorenhaus energetisch ertüchtige, war ihr Schulkamerad und das Haus kannte sie schon von früheren Besuchen.
Ab sofort wird hier auch Literatur „gemacht“, denn Petra Eggers zählt zu den einflussreichsten Akteuren im Hintergrund des Literaturbetriebs. Als sie nach Stationen als Lektorin bei den großen Verlagen Suhrkamp und S. Fischer 1995 in Berlin ihre eigene Literaturagentur gründete, war das in Deutschland noch ziemliches Neuland.
Ansprechpartner kennen
Was in den USA seit Jahrzehnten als unverzichtbares Bindeglied zwischen Autoren und Verlagen galt, blühte dann jedoch auch hier schnell auf. Mit ihrem 15-köpfigen Team betreut sie eine große Zahl bekannter Autoren und allein ihre persönliche Riege umfasst von Henning Ahrens über Andreas Pflüger bis Juli Zeh rund 70 Namen. Und Petra Eggers schildert den ersten Fall, der hier in Wüppels zustande gekommen ist. Als ihr das Manuskript zu „Moscow Mule“ von Maya Löber zuging, fand sie es sofort fantastisch. „Da stimmte einfach alles von komisch und traurig bis sozialkritisch“, so die Agentin.
Mit dieser Begeisterung trat sie an zehn Verlage heran und neun bissen sofort an. Mit einem namhaften handelte sie dann die Konditionen für eine Veröffentlichung als Hardcover-Buch aus.
Auch hier diente die Agentin als Filter für die Vorauswahl und die Annahme eines Manuskripts ist fast immer der erste Schritt zum Verlag. „Das ist viel Vertrauenssache“, so Eggers, „und wir kennen die passenden Ansprechpartner in den Verlagen.“
Wo und wie Petra Eggers sich den vorgelegten Buchanwärtern widmet? Nach dem elektronischen Reinschnuppern kommt das Lesen vom Papier.
Werke ablehnen
Doch selbst von einem arrivierten Autor lehnt sie die Betreuung eines Werkes ab, wenn sie es „blöd“ findet: „Ich mache keine Kompromisse und vertrete nur Bücher, die mir 100 Prozent gefallen“, betont Eggers. Im Übrigen darf man jetzt darauf hoffen, dass der ein oder andere namhafte Autor auch mal im behaglichen Pastorenhaus in Wüppels weilen wird. Sei es zu Besuch, sei es zum Arbeiten oder auch zu einer Lesung in der Region.