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nordwest-zeitung

Plastiktiere auf Jahrmärkten Warum Peta Karussell-Tiere abschaffen will und was ostfriesische Schausteller dazu sagen

Kinder haben weltweit Spaß am Ritt auf den Karussell-Pferden. Die Tierschutzorganisation Peta plädiert dennoch dafür, die Plastiktiere auszutauschen.

Kinder haben weltweit Spaß am Ritt auf den Karussell-Pferden. Die Tierschutzorganisation Peta plädiert dennoch dafür, die Plastiktiere auszutauschen.

Imago

Ostfriesland - Es ist eine dieser Meldungen, die die Gemüter erhitzt. Die Tierschutzorganisation Peta fordert das Aus von Karussell-Tieren. Genau, die Pferde, Giraffen und Co., die aus Plastik gefertigt wurden und auf den beliebten Kinderkarussells montiert sind, soll es nach Ansicht von Peta in Zukunft nicht mehr geben. Doch anders als es oft in sozialen Netzwerken thematisiert wird, möchte Peta dieses Ziel nicht über ein Verbot erreichen, sondern über einen Appell an die Hersteller dieser Karussells, stellt die Organisation auf Nachfrage klar.

„Tiere dienen nicht der menschlichen Unterhaltung“

Die Hersteller sollten künftig andere Motive für die Karussells nutzen, fordert Peta. „Eine solche Umstellung würde die wichtige Botschaft vermitteln, dass Tiere nicht zur menschlichen Unterhaltung da sind“, teilt Dr. Yvonne Würz vom Kampagnenteam von Peta Deutschland mit. Die Biologin führt weiter aus: „Weltweit leiden unzählige Tiere für Reitangebote, werden dafür verprügelt und zur Unterwerfung gezwungen: etwa beim Elefantenreiten in Asien oder Kamelreiten in Ägypten. Aber auch Angebote wie Kutschfahrten oder Ponykarussells auf Jahrmärkten, bei denen lebende Ponys gezwungen werden, stundenlang stupide im Kreis zu laufen, sind mit großem Tierleid verbunden“, so Würz. Viele Menschen würden diese Tiernutzung als selbstverständlich hinnehmen. „Anstatt Kindern von klein auf beizubringen, dass die Ausbeutung von Tieren normal sei, sollten wir ihnen vermitteln, dass jedes Tier ein Recht auf ein Leben frei von Missbrauch durch den Menschen hat“, erklärt Würz.

Schausteller schütteln den Kopf

Mit Kopfschütteln auf die Forderungen der Tierschutzorganisation reagieren die Schausteller. „Ich möchte dem Ganzen nicht zu viel Bedeutung beimessen. Die Pferdekarussells haben eine jahrhundertelange Tradition“, erklärt Dennis Eden, Schausteller aus Ardorf und Sprecher der Vereinigung reisender Schausteller Ostfriesland. Für die Initiative habe er kein Verständnis. Anders sieht er die Ponykarussells. „Ich kann zumindest verstehen, dass man hieran Kritik übt“, so Eden. Wobei laut ihm auch diese Kritik zumindest für die ostfriesische Halbinsel überzogen sei. „Die Ponys leben in der Zeit, in der es keine Jahrmärkte gibt, auf den Bauernhöfen und haben dort alles, was sie brauchen“, so Eden.

Vorstoß genutzt, um in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden

Was bleibt also vom Vorstoß der Tierschutzorganisation? Unsere Redaktion hat daher gefragt, ob der öffentliche – oft sehr skurril wahrgenommen – Vorstoß in Sachen Karussell-Tiere nicht dem eigentlich Ziel der Organisation einen Bärendienst erwiesen habe.

Das möchte Dr. Yvonne Würz so nicht stehen lassen. „Durch die aktuelle Debatte hatten wir die Gelegenheit, für diese Themen zu sensibilisieren. Wichtig ist jedoch auch, dass Menschen die Ursache dafür begreifen, warum wir Tiere zu Unterhaltungszwecken, Bekleidungszwecken oder als „Nahrungsmittel“ missbrauchen – diese liegt im Speziesismus. Diese Denkweise führt dazu, dass wir davon überzeugt sind, menschliche Interessen seien höher einzuordnen als die Interessen anderer Tierarten. Wir möchten mit solchen Denkanstößen dazu ermuntern, alle Tiere wertzuschätzen – und zwar nicht als Ressourcen, die wir ausbeuten, sondern als eigenständige Individuen.“

Marc Wenzel
Marc Wenzel Ostfriesland-Redaktion/Norden
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