Norden - In der Stadt Norden fehlen Ärzte – das ist schon seit längerem bekannt. Wirklich viel unternommen wurde gegen den Zustand nicht, auch weil den Handelnden vor Ort ein Stück weit die Hände gebunden sind. Denn maßgeblich für die Besetzung der Arztstellen ist die Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN). Doch nun möchte die Stadt Norden das Heft des Handels mehr in die eigene Hand nehmen. Bürgermeister Florian Eiben (SPD) sagte in der vergangenen Ratssitzung zu, einen Masterplan zur medizinischen Versorgung in der Stadt entwickeln zu wollen. Dabei stammt die Idee nicht aus seiner Feder. Grünen-Ratsmitglieds Andreas Hartig hatte einen entsprechenden Antrag eingebracht, der auf Forderungen und Überlegungen des Aktionsbündnisses zum Erhalt des Norder Krankenhauses beruht.
Übernachtungszahlen als Berechnungsgrundlage
In dem Papier wird das Aktionsbündnis deutlich: Noch nie sei die ärztliche Versorgung im Altkreis Norden so schlecht gewesen wie aktuell. „In Norden fehlen seit langem mindestens sechs Hausärzte, was nicht nur lange Wartezeiten für Patienten nach sich zieht. Neubürger haben kaum eine Chance, einen Hausarzt für sich und ihre Familien zu finden“, so das Aktionsbündnis. In Norden fehlten zudem Fachärzte fast aller Richtungen, wie Gynäkologen, Haut- oder HNO-Ärzte. Als Lösungsansatz nennt das Papier des Aktionsbündnisses unter anderem die Neugliederung des KV-Bezirks. So sollen sich die Facharztsitze künftig auf die drei Städte Emden, Aurich und Norden aufteilen. Die Verteilung könne dann nach Einwohneranzahl und unter Berücksichtigung des demografischen Faktors und der Anzahl der touristischen Übernachtungen erfolgen. In der Praxis würde dies bedeuten, dass zunächst der Einzugsbereich Norden mit neuen Ärzten zu bedienen sei, da momentan der Großteil der Mediziner bereits in Aurich und Emden praktiziert. Die Stadt Norden soll unter Beteiligung der KVN, den ansässigen Gesundheitseinrichtungen (UEK Norden, Rehaklinik Norddeich und Mutter-Kind Heimen Norddeich), dem Ärzteverein und Vertretern gesundheitsfördernder Dienstleistungen weitere Maßnahmen zur Verbesserung der ärztlichen Versorgung in der Stadt entwickeln, fordern die Norder Grünen und das Aktionsbündnis.
Stelle wird geschaffen
Einen ersten Schritt, um Eibens Zusage hinsichtlich des Masterplan einhalten zu können, hat die Stadt bereits gemacht. So wird demnächst eine (halbe) Verwaltungsstelle geschaffen, die sich um die Errichtung eines Gesundheitsnetzwerks kümmern soll. „Der Kollege wird sich mit vielen Fragen befassen müssen. Unter anderem auch damit, wie es gelingen kann, neu niedergelassene Ärzte in der Stadt zu halten“, nennt Nordens Pressesprecherin Ahlam Gandura-Kourich eine Aufgabe des städtischen Masterplan-Mitarbeiters.