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nordwest-zeitung

Cannabis Social Club Legales Gras aus Ganderkesee – So lief die erste Ernte ab

Club-Chef Daniel Keune – hier noch in der Wachstumsphase der Pflanzen – ist zufrieden: Die vergangene Woche rund um die Ernte sei zwar „anstrengend, aber unglaublich positiv“ gewesen. Er spricht von „einer sehr guten Ernte“.
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Club-Chef Daniel Keune – hier noch in der Wachstumsphase der Pflanzen – ist zufrieden: Die vergangene Woche rund um die Ernte sei zwar „anstrengend, aber unglaublich positiv“ gewesen. Er spricht von „einer sehr guten Ernte“.

Cannabis Social Club Ganderkesee

Ganderkesee - Sie waren bundesweit die Ersten: Der Cannabis Social Club (CSC) Ganderkesee ist seit Übergabe des Erlaubnisbescheides vom 10. Juli berechtigt, legal Cannabispflanzen anzubauen. Entsprechend der kurzen Dauer von Antrag – Stichtag war damals der 1. Juli – bis Erlaubnis und Setzen der ersten Pflanzen noch am Freigabetag geht es auch jetzt weiter: Am Dienstag startete der CSC aus Ganderkesee mit der ersten Ernte der Cannabispflanzen. Fragen zu diesem „historischen Moment“, wie er die Erntepremiere nennt, beantwortet der Vorsitzende des Ganderkeseer Social Clubs, Daniel Keune.

Beim Cannabis Social Club Ganderkesee wird drei Monate nach der Gründung nun geerntet. (Symbolbild)

SOCIAL CLUB GANDERKESEE Bundesweit Vorreiter – Deutschlands erster Cannabis-Club beginnt mit der Ernte

Jörg Nielsen
Ganderkesee

Wie viel, was und wie genau wird geerntet ?

„Von unseren rund 400 Pflanzen wird nun ungefähr die Hälfte geerntet“, lässt Keune wissen. Wie viel – rauchbares – Produkt dabei herumkomme, könne der Club noch nicht vorhersagen. Der genaue Ertrag ist laut Keune erst nach dem zweiwöchigen Trocknungsprozess festzustellen.

Zunächst aber wird die Erntereife der Pflanzen mikroskopisch bestätigt. Dabei achten die Erntenden besonders auf die sogenannten Trichome an den Pflanzenblüten so Keune. „Das sind die kleinen Harzkristalle, die idealerweise bernsteinfarben aussehen“, erklärt der 42-Jährige. Die Blüten enthalten das THC (Tetrahydrocannabinol), den psychoaktiven Wirkstoff des Cannabis. Sie sind also die Frucht, auf die es bei der Ernte ankommt. Der THC-, wie auch der CBD-Gehalt, könne ebenfalls erst nach Ende des „mehrstufigen Prozesses“, wie Keune sagt, ermittelt werden.

Wie geht es nach der Ernte weiter ?

Nach der eigentlichen Ernte folgt der zur Qualitätssicherung und Schimmelbildungsverhinderung wichtige Trocknungsprozess, wie der Clubvorsitzende mitteilt. Dafür hängen die CSC–Erntehelfer die abgeschnittenen Pflanzen kopfüber in einen speziellen Raum, in dem eine exakt 55-prozentige Luftfeuchtigkeit herrscht. Eine andere Möglichkeit zur Trocknung bieten Netze, auf die lediglich die abgetrennten Blüten der Pflanzen gelegt werden.

Sind die Cannabis-Blüten dann nach etwa zwei Wochen ausreichend getrocknet, geht es in die Veredelungsphase, das sogenannte Curing. Hier gehe es dann vor allem um die Verbesserung des Aromas, gibt Keune Einsicht. „Schließlich“, so der Vorsitzende, „wird das Cannabis nur noch in Beutel verpackt, die ab Anfang November an unsere Mitglieder ausgegeben werden. Dabei halten wir uns strikt an die gesetzlichen Vorgaben und achten auf absolute Transparenz im gesamten Prozess.“

Wer erntet die Pflanzen unter welchen Bedingungen ?

Der CSC aus Ganderkesee setzt auch in Sachen Ernte auf seine vertrauten Mitglieder. Dazu Daniel Keune: „Wir haben ein Team aus verschiedenen Vereinsmitgliedern, die die Ernte gemeinsam und auf ehrenamtlicher Basis durchführen.“ Darüber hinaus nutze der Club testweise eine Erntemaschine.

Um nur „Cannabis von höchster Qualität“ an die Clubmitglieder abzugeben, erklärt Keune, werde sich natürlich zuallererst an die gesetzlichen Bestimmungen aus dem Konsumcannabis-Gesetz (KCanG §17, Absatz 3 f.) gehalten. Weiterhin verzichte der Verein auf jegliche Herbizide und Fungizide. „In unserer Produktion wachsen ausschließlich Pflanzen, die wir selbst gezogen haben, um so sicherzustellen, dass keine Schädlinge oder Krankheiten von außen eingeschleppt werden“, versichert der Vorsitzende.

Gefragt nach unabhängigen Standards in Produktion und Angebot von Konsumcannabis, gibt Keune zu verstehen: „Zu unserem Bedauern gibt es über das KCanG hinaus aktuell keine Standards in Bezug auf unsere Produkte. Deshalb wollen wir uns in Zukunft dafür einsetzen, den Prozess und auch das Endprodukt für die Konsumenten einheitlicher zu gestalten. Dafür befinden wir uns auch im engen Austausch mit anderen Anbauvereinigungen.“

Wie geht es nach der ersten Ernte weiter ?

Laut Clubchef Keune kann dank der geschaffenen kontrollierten Produktionsumgebung ab sofort ein Erntezyklus von etwa vier Wochen hergestellt werden. So nimmt der Betrieb im Ganderkeseer Social Club rund drei Monate nach seiner Gründung so richtig Fahrt auf. Angepflanzt, gezüchtet und geerntet würden bisher wie in Zukunft die Sorten „Girl Scout Cookies“, „White Widow“ und „Critical Kush“.

Dirk Reineke
Dirk Reineke Volontär, 1. Ausbildungsjahr
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