Professor Dr. Ralph Bruder ist seit 2021 Präsident der Universität Oldenburg. Sein Start fiel in eine schwierige Zeit. Im Interview erklärt er, was er sich für die nächsten Jahre vorgenommen hat und was an Oldenburg ganz besonders ist.

Sie sind vor zwei Jahren als Präsident der Universität nach Oldenburg gekommen. Damals waren aufgrund der Corona-Pandemie alle Hörsäle und Seminarräume leer – war das ein schwerer Start, und welche Erfahrungen aus dieser Zeit haben Sie mitgenommen?

BruderMir war damals sehr klar, was mich erwartet, wenn ich in der Zeit der Pandemie mein neues Amt antrete. Ich hatte mir daher von vornherein vorgenommen, die Universität Oldenburg so gut wie möglich durch die Corona-Zeit zu führen. Das habe ich als wesentlichen Teil meiner Aufgabe verstanden. Die Stadt und die Universität kennenzulernen war natürlich etwas schwieriger unter solchen Bedingungen. Aber es hat trotzdem sehr gut funktioniert, und ich habe trotz der Corona-Einschränkungen überall eine große Offenheit erleben dürfen. Meine wichtigste Erkenntnis aus dieser Zeit: Wir funktionieren auch im Krisenmodus sehr gut!

Ausbau der Medizin, die Lehrerausbildung, Entwicklungen im Klimaschutz – an der Universität sind viele Bereiche auf dem Weg in eine dynamische Zukunft. Welche Schwerpunkte werden Sie in den nächsten Jahren setzen?

BruderGrundsätzlich gilt: Wir sind eine forschungsstarke Universität, die einen ebenso großen Anspruch an ihre Lehre hat. Beides betreiben wir sehr erfolgreich, wie viele hochkarätige Förderungen belegen, beispielsweise in der Hörforschung, der Meeresforschung, der Erforschung regenerativer Energieformen oder für unser forschungsorientiertes Lernen und unser qualitativ sehr hochwertiges Lehramtsstudium. Unser Ziel ist es, diese Stärken weiter auszubauen und noch forschungsstärker zu werden. Uns sind aber auch Themen wie Klimaneutralität extrem wichtig: Wir haben ein Klimaschutzkonzept beschlossen, das besagt, dass wir als Universität 2030 klimaneutral sein wollen. Und natürlich wird uns auch künftig das Thema Gesundheitsversorgung stark beschäftigen, hier im Nordwesten insbesondere die des ländlichen Raums. Die Universitätsmedizin weiter auszubauen ist für uns eine große Herausforderung. Um sie zu bewältigen, brauchen wir zwingend die Unterstützung der Politik in Form eines angemessenen finanziellen Rahmens. Unser Medizinstudium genießt deutschlandweit längst einen sehr guten Ruf.

In diesem Jahr wird das 50. Jubiläum der Universität Oldenburg gefeiert. Was ist für Sie das besondere am Standort und der Lehre hier der Stadt?

BruderUnsere Universität ist mit der Stadt und der Region auf eine besondere Weise verknüpft. Das, was ich hier immer wieder erlebe, ist aus meiner Sicht fast einzigartig. Dieser Schulterschluss macht uns stark und hilft uns, engagiert an unseren Zielen zu arbeiten und das nationale und internationale Renommee der Universität weiter auszubauen – auch zum Wohl der Region.

Die Universität soll in der Innenstadt sichtbarer werden. Gibt es dazu schon konkrete Projekte und was bedeutet diese Entwicklung für den Campus Haarentor und Wechloy?

BruderWie bei so vielen in den 1970er Jahren gegründeten Universitäten liegt unser Campus am Rande der Innenstadt. Der Campus Haarentor und später der Campus Wechloy haben sich hervorragend entwickelt und natürlich bleibt ihre Weiterentwicklung für uns von zentraler Bedeutung. Viele Menschen kommen zu uns auf den Campus. Auch in der Innenstadt sind wir ja schon präsent und nutzen gemeinsam mit der Jade Hochschule das Schlaue Haus. Im Jubiläumsjahr wollen wir Neues ausprobieren – an bisher ungewöhnlichen Orten und mit neuen Angeboten. Zum Beispiel werden wir im kommenden Mai mit einem Pop-up-Store in der Innenstadt präsent sein. Wir möchten, dass die Bürgerinnen und Bürger spüren, dass Oldenburg eine Universitätsstadt ist und sie selbst Teil davon sind.

Welche besonderen Veranstaltungen und Aktionen im Jubiläumsjahr möchten Sie den Oldenburgern besonders ans Herz legen?

BruderDa gibt es viele! Ich persönlich bin gerade sehr begeistert von unserer gerade gestarteten Reihe „50 Jahre, 50 Menschen“, die in jeder Woche eine Person aus der Uni vorstellt. Gespannt bin ich auch, wie unser Familientag „Kinder-Campus“ am 20. April ankommt. Wer gerne tanzt, ist eine Woche später beim Bibliothekstanz genau richtig, die Karten gibt es schon.

Und zuletzt: Was ist Ihr Lieblingsgericht in der Mensa?

BruderIch schätze das abwechslungsreiche vegetarische und vegane Angebot in den Mensen, und über die Grünkohlgerichte freue ich mich immer noch und immer wieder sehr.

Friederike Liebscher
Friederike Liebscher Redaktion Oldenburg