Thüringen - Es geht um die Wurst. So zumindest lautet ein Slogan der CDU-Thüringen auf für den Wahlkampf eigens etikettierten Senfgläschen. Dass es bei der Landtagswahl am 1. September in Thüringen tatsächlich um viel geht, wird auf Wahlkampftour deutlich.
Warten auf Voigt
Es ruckelt ganz schön: Kopfsteinpflaster schüttelt das Auto durch, während historische Fassaden und üppig-grüne Vorgärten vorbeiziehen. Schön ist es in Arnstadt, der Kreisstadt des Ilm-Kreis südlich von Erfurt. Hier führt Tobias Dummer, der bei der Stadtratswahl selbst für die CDU angetreten ist, ein Unternehmen für Haustechnik. Mit ihm und seiner Frau warten Kollegen, Geschäftspartner, Mitarbeiter und Kommunalpolitiker auf Mario Voigt, Spitzenkandidat der CDU-Thüringen und laut seinem Wahlplakat der neue Ministerpräsident. Noch scheinen sich die Anwesenden uneins über ihr Bild von Voigt. Als dieser erscheint, schüttelt er im Schnelldurchlauf Hände, ist schon bei dem nächsten ehe sein Gegenüber sich vollständig vorstellen konnte.

Mario Voigt (links), Spitzenkandidat der CDU für die Thüringer Landtagswahl, auf Wahlkampftour im Ilm-Kreis: Geschäftsführer Tobias Dummer berichtet von Sorgen über den Fachkräftemangel unter Handwerkern.
Luise Charlotte Bauer
Mario Voigt, Spitzenkandidat der CDU für die Thüringer Landtagswahl, auf Wahlkampftour im Ilm-Kreis
Luise Charlotte Bauer
Mario Voigt, Spitzenkandidat der CDU für die Thüringer Landtagswahl, auf Wahlkampftour im Ilm-Kreis
Luise Charlotte Bauer
„Es geht um die Wurst“: Die CDU wirbt im Wahlkampf unter anderem auf Senfgläsern für sich.
Luise Charlotte BauerAm Thema vorbei
Vor allem das Thema Fachkräftemangel, treibt Dummer und seine Frau Ines um. Die Auftragslage sei gut, doch es fehle an Kapazitäten, schildert der Unternehmer. Doch Voigt geht zwischen herzhaften Bissen ins Gehaktes-Brötchen zunächst auf die Bürokratie und nicht den Fachkräftemangel ein.
Und auch bei der Bildung müsse viel passieren, so Dummer. Die digitale Infrastruktur an den Schulen sei da, nur die Lehrer fehlten, Stunden fielen aus und ein Selbststudium sei kaum möglich. Voigt trägt die passenden Punkte aus dem Wahlprogramm vor. Konkretere Ideen hat der Direktkandidat der CDU für den nördlichen Ilm-Kreis, Jörg Becker. Und so geht es weiter: Die Anwesenden tragen ihre Probleme vor, Voigt antwortet mit dem Wahlprogramm.
Ampel-Frust
Auch Versäumnisse der Bundesregierung erhitzen die Gemüter der Anwesenden. Die Regierung rede viel, setze aber nichts um, heißt es etwa.
Voigt weiß diese Stimmung zu Nutzen und weiter Stimmung gegen die Bundesregierung zu machen. Er verweist auf ein Zitat von Vizekanzler und Wirtschaftsminister Robert Habeck, in dem dieser das ursprünglich geplante Gebäudeenergiegesetz als Test dafür, wie weit die Gesellschaft bereit ist beim Klimaschutz zu gehen bezeichnet. Auch wenn Habeck seine Aussage längst korrigiert hat, sitzt der Stachel tief. Es wird deutlich, dass sich die Wähler durch Aussagen, wie die von Habeck, nicht ernst genommen und nicht gewertschätzt fühlen. Sie stärken das Bild von „denen in Berlin“, die über die Köpfe des „einfachen Mannes“ hinweg entscheiden.
Am Ende des Termins wirkt es, als habe es den Anwesenden gutgetan, ihren Frust abzuladen. Einem Politiker von den Problemen und Sorgen, die Sie im Alltag begleiten berichtet haben zu können. Doch Euphorie gegenüber Voigt scheint nicht recht aufgekommen zu sein.
Glück auf
„Glück auf“ steht in großen Lettern an der Festhalle in Sollsted, daneben die Standarte mit Fahne des Bergmannsvereins „Karl Marx“. In Bergmannshabit haben sich Mitglieder des noch jungen Vereins, Kommunalpolitiker und Vertreter des örtlichen Sportvereins rund um Bodo Ramelow. Stolz führen sie den Spitzenkandidaten der Linken und amtierender Ministerpräsident Thüringens in die Festhalle und zeigen ihre Räumlichkeiten.
Sollstedt sei privilegiert, sagt Heike Umbach, Kreistagsvorsitzende (Die Linke), Geschäftsführerin der Sollstedter Wohnungsbaugesellschaft und Vorsitzende des Bergmannsvereins. Es gebe zwei Supermärkte, eine Festhalle, ein Bad und einen Sportplatz. Zu verdanken sei das alles dem Kali-Bergbau. Auch das Hallenbad und den Sportplatz zeigen die Sollstedter Ramelow stolz, verweisen aber auch auf den Sanierungsbedarf des Hallenbades. Vor allem für die älteren Einwohner und die Kinder sei das Bad sehr wichtig, sagt Michael Mohr, Betriebsleiter der Service Gesellschaft und Stadtratsmitglied in Nordhausen für die Linke. Das Hallenbad sei soziale Anlaufstelle und für den Schwimmunterricht unverzichtbar.

Bodo Ramelow (rechts), Ministerpräsident und Spitzenkandidat der Linken bei der Landtagswahl in Thüringen, auf Wahlkampftour im Landkreis Nordhausen.
Luise Charlotte Bauer
Bodo Ramelow, Ministerpräsident und Spitzenkandidat der Linken bei der Landtagswahl in Thüringen, auf Wahlkampftour im Landkreis Nordhausen.
Luise Charlotte Bauer
Bodo Ramelow, Ministerpräsident und Spitzenkandidat der Linken bei der Landtagswahl in Thüringen, auf Wahlkampftour im Landkreis Nordhausen.
Luise Charlotte Bauer
Bodo Ramelow, Ministerpräsident und Spitzenkandidat der Linken bei der Landtagswahl in Thüringen, auf Wahlkampftour im Landkreis Nordhausen.
Luise Charlotte Bauer
Bodo Ramelow, Ministerpräsident und Spitzenkandidat der Linken bei der Landtagswahl in Thüringen, auf Wahlkampftour im Landkreis Nordhausen.
Luise Charlotte Bauer
Bodo Ramelow, Ministerpräsident und Spitzenkandidat der Linken bei der Landtagswahl in Thüringen, auf Wahlkampftour im Landkreis Nordhausen.
Luise Charlotte Bauer
Bodo Ramelow, Ministerpräsident und Spitzenkandidat der Linken bei der Landtagswahl in Thüringen, auf Wahlkampftour im Landkreis Nordhausen.
Luise Charlotte BauerDer Steiger kommt
Die Autobahn 38 führt auf einer Brücke direkt am Bergwerk Sollstedt 1 vorbei, doch der Lärm der Autos rückt in den Hintergrund, sobald die Trompete erklingt. Ergriffen bleibt die Gruppe aus aktiven sowie ehemaligen Bergleuten und Ramelow stehen. Erst fängt einer der Bergmänner an zu singen, dann ein zweiter – schließlich singen alle das Steiger-Lied.
Es ist die Verbindung aus Tradition und Moderne, die an diesem Tag in Sollstedt beeindruckt. Der Wille sich vom Niedergang des Kali-Bergbaus nicht unterbekommen zu lassen und positiv in die Zukunft zu schauen – Wenn es nach den Mitgliedern des Bergmannsvereins geht, mit Ramelow als Ministerpräsident. Hier hat er den Ruf, des Verfechters des Bergbaus.