Navigation überspringen
nordwest-zeitung

Jahresbilanz von Spar + Bau Dunkle Wolken trüben gute Bilanz ein

Die beiden Vorstände (v.li.) Ole Ott und Peter Krupinski (Vorsitzender) stellten die Jahresbilanz der Wohnungsbaugenossenschaft Spar + Bau vor.

Die beiden Vorstände (v.li.) Ole Ott und Peter Krupinski (Vorsitzender) stellten die Jahresbilanz der Wohnungsbaugenossenschaft Spar + Bau vor.

Björn Lübbe

Wilhelmshaven - Ein Plus bei Wohnungen und Mitgliederzahl, eine Bilanzsumme auf Rekordhöhe, Stärkung des Eigenkapitals inklusive einer weit überdurchschnittlichen Eigenkapitalquote und last but not least eine Investitionssumme in den Wohnungsbestand in noch nie dagewesener Höhe - die Jahresbilanz der Wohnungsbaugenossenschaft Spar + Bau weist eine Menge positiver Aspekte aus. Und trotzdem, von Euphorie ist der Vorstandsvorsitzende Peter Krupinski weit entfernt.

Aufträge stärken die regionale Wirtschaft

Das hat weniger mit dem Jahresabschluss für 2023 zu tun als vielmehr mit den zunehmend schwieriger werdenden Rahmenbedingungen, denen die Spar + Bau genau wie die komplette Bau- und Immobilienwirtschaft ausgesetzt ist, wie Krupinski und sein Vorstandskollege Ole Ott betonen.

Aber zunächst zu den guten Nachrichten: So hat die Spar + Bau allein in den Wohnungsbestand (also ohne Neubauten) knapp 10 Millionen Euro investiert, eine Rekordsumme, wie der Vorstandsvorsitzende zufrieden feststellt. „Das macht uns besonders stolz.“ Insgesamt seien rund 8500 Instandhaltungsaufträge ausgelöst worden, die vor allem an regionale Handwerksbetriebe gegangen seien. „Daran hängen sehr viele Arbeitsplätze, die auch durch die Baugenossenschaften gesichert werden.“ Insofern habe man einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der Wirtschaft insgesamt geleistet.

Treue Mitglieder sind Teil des Erfolgs

Am größten Neubauprojekt in der Geschichte der Spar + Bau, der Wiesbadenbrücke, konnte Ende 2023 der zweite Bauabschnitt beendet werden, womit der Wohnungsbestand auf 3711 angewachsen ist. Die gesamte Wohnfläche umfasst 256.678 Quadratmeter, naturgemäß ebenfalls ein neuer Höchstwert. Gleiches gilt für die Mitgliederzahl, welche die 10.000er-Marke sprengen konnte. Und diese Mitglieder bleiben der Genossenschaft oft jahrzehntelang treu. Das zeigt sich zum einen an der alljährlichen Ehrung, zum anderen an der geringen Fluktuation bei den Wohnungen. Die sank 2023 erstmals unter 10 Prozent (9,9 Prozent). „Die langjährigen Mitglieder sind Garant für gute Nachbarschaften und für den Erfolg der Spar + Bau“, sagt Krupinski.

Das Neubauprojekt Wiesbadenbrücke ist das größte in der Geschichte von Spar + Bau. Inzwischen ist der zweite Bauabschnitt fertig.

Das Neubauprojekt Wiesbadenbrücke ist das größte in der Geschichte von Spar + Bau. Inzwischen ist der zweite Bauabschnitt fertig.

Kehrseite dieses Erfolgs: Die Leerstandsquote liegt bei 0 Prozent. „Die Nachfrage übersteigt bei weitem unser Angebot.“ Sollte einmal eine Wohnung frei werden, sei sie umgehend wieder besetzt. Ein Dilemma, das sich nicht so einfach lösen lasse, wie beide Vorständler erklären, denn das Angebot zu vergrößern, sprich: neu zu bauen, gestalte sich schwierig bis unmöglich.

Bauwirtschaft braucht klare Förderkulisse

„Die dunklen Wolken am Horizont sind weiter angewachsen“, drückt es der Vorstandsvorsitzende bildlich aus. Zu diesen Wolken gehören Kostenexplosionen in der Bauwirtschaft (unter anderem als Folge des Ukraine-Krieges), die Forderung nach Klimaneutralität, die die EU für 2050, der Bund für 2045 und das Land Niedersachsen für 2040 umgesetzt wissen will („Das ist ein richtiger Unterbietungswettbewerb“) und der damit verbundene Investitionsbedarf. „Der ist unter den aktuellen Bedingungen von keinem Unternehmen zu leisten, ohne gegen die Wand zu fahren.“


Die für die geplante Klimaneutralität erforderlichen Umbaumaßnahmen seien die größten seit der Nachkriegszeit. Der von der Politik geschaffene Rahmen sei aber nicht so, dass man auch mit voller Kraft in diese Richtung Energiewende fahren könne, bemängelt Ott. Vorgaben seien zuletzt immer sehr kurzfristig formuliert und oft auch schnell wieder verändert worden.

Als Beispiel führt er das Thema Heizen an. Welche Anforderungen sollen erfüllt werden, wie lassen sich diese in Altbauten realisieren oder vor allem – wie sieht die Finanzierung aus? „Die Politik muss sich hier mal ehrlich machen und eine geeignete Förderkulisse aufbauen“, fordert Krupinski. „Wohnungen sollen in Zukunft nicht nur klimaneutral sein, sie müssen auch weiter finanzierbar sein.“ Eben das sei nur mit staatlicher Förderung zu schaffen. Aktuell liege die durchschnittliche Netto-Kaltmiete bei Spar + Bau bei 6,48 Euro pro Quadratmeter. Müsste man die Energiewende ohne flankierende Förderungen allein stemmen, würde sie auf ein Vielfaches steigen. „Das wird nicht funktionieren!“

Lutz Rector
Lutz Rector Stellv. Redaktionsleitung, Wilhelmshavener Zeitung
Themen