Im Nordwesten - Mehr als neun Millionen Umzüge gab es in Deutschland den Angaben des Statistischen Bundesamtes zufolge im Jahr 2020. Damit sind die Deutschen Umzugsweltmeister. Unter gewissen Umständen können Umzüge auch von der Steuer abgesetzt werden. Doch ab wann ist das der Fall, und was ist sonst noch zu beachten? Die Lohnsteuerhilfe gibt Antworten.
Wann können Umzugskosten steuerlich geltend gemacht werden ?
Um die berufliche Mobilität von Beschäftigten zu fördern und die Wirtschaft durch flexiblere Arbeitskräfte zu stärken, beteiligt sich das Finanzamt an den Kosten eines beruflichen Umzugs. Damit der administrative Aufwand für Steuerzahler und Finanzbeamte reduziert wird, gibt es Umzugskostenpauschalen. Diese wurden zum 1. März dieses Jahres leicht erhöht. „Höhere Kosten können dennoch geltend gemacht werden. Allerdings sind dafür Nachweise erforderlich“, erklärt Tobias Gerauer, Vorstand der Lohnsteuerhilfe Bayern.
Die Deutschen ziehen gern um. Das geht aus mehreren Statistiken hervor. Besonders hoch ist die Umzugsquote einer Statistik des Portals Statista zufolge in Niedersachsen. Sie liegt jährlich zwischen 10,5 und 11,1 Prozent. Berücksichtigt wurden für die Auswertung auch Umzüge innerhalb des eigenen Bundeslandes. Zum Vergleich: In Berlin lag die Umzugsquote einer Auswertung des Energiedienstleisters Techern zufolge nur zwischen 5,9 bis 7,6 Prozent, berichtet das Portal „haseport.de“. Damit gehörten Berliner neben Hamburgern und Hessen zu den sesshaftesten Menschen, heißt es weiter.
Aus einer Studie des Prognos-Instituts geht zudem hervor, dass es diejenigen, die Niedersachsen verlassen, meist nach München zieht. Hauptgrund dafür ist laut der Studie die hohe Lebensqualität. Für diejenigen, denen München zu teuer ist, käme laut Prognos meistens Berlin als Alternative infrage.
Wann ist ein Umzug berufsbedingt ?
Auf den ersten Blick klar berufsbedingt sind der erste Job eines Berufsanfängers, ein freiwilliger Jobwechsel für die Karriereleiter oder die geforderte Versetzung vom Arbeitgeber. Auch die Begründung oder Beendigung einer doppelten Haushaltsführung am Arbeitsort erkennt das Finanzamt an. Was viele nicht wissen, ein beruflich bedingter Umzug kann auch in ein und derselben Stadt getätigt werden. Voraussetzung ist, dass durch den neuen Arbeitsweg insgesamt mehr als eine Stunde Fahrtzeit täglich gewonnen wird.
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Welche Umzugskosten sind Werbungskosten ?
Bei der Wohnungssuche können einige Fahrkilometer zusammenkommen. Die Lohnsteuerhilfe hat hier gute Nachrichten, denn die Fahrten zu Wohnungsbesichtigungen oder Treffen mit Vermietern und Maklern können mit 30 Cent je gefahrenen Kilometer steuerlich abgerechnet werden. Auch die Maklergebühren für Mietwohnungen fallen unter die Werbungskosten. Eine große finanzielle Belastung verursacht meist das beauftragte Umzugsunternehmen. Alternativ können die Kosten für ein gemietetes Transportfahrzeug steuerlich geltend gemacht werden. Auch doppelte Mietzahlungen können anerkannt werden – und zwar in einem Zeitraum von bis zu sechs Monaten für die alte Wohnung aufgrund von Kündigungsfristen und bis zu drei Monaten für die neue Wohnung, wenn sie noch nicht sofort genutzt werden kann. Diese Ausgaben fallen nicht unter die Umzugskostenpauschalen, sondern können anhand von Rechnungen als Werbungskosten in der Steuererklärung geltend gemacht werden. Auch Nachhilfekosten können nun bis zu einer Höhe von 1286 Euro geltend gemacht werden, sofern die schulischen Leistungen der Kinder umzugsbedingt nachlassen. Für die großen Ausgaben sind also Einzelnachweise notwendig, betont die Lohnsteuerhilfe.
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Wofür sind die Umzugspauschalen gut ?
Daneben gibt es viele kleinere Aufwendungen. Dafür sind keine Rechnungen und Nachweise nötig. Die Umzugskostenpauschalen sollen diese kleineren Ausgaben abdecken. So muss man sich bei der Gemeinde gebührenpflichtig ummelden, einen neuen Telefon- und Internetanschluss legen lassen, bei der Post einen Nachsendeauftrag erteilen und gegebenenfalls einen neuen Personalausweis beantragen. Ebenfalls in den Pauschalen enthalten sind laut Lohnsteuerhilfe Arbeiten wie der fachmännische Anschluss von Elektrogeräten sowie die Beschaffung von Rollos und das Kürzen von Vorhängen. Auch Schönheitsreparaturen und Renovierungskosten in der alten Wohnung zählen zu den Pauschalen. Übersteigen die getätigten Kosten nachweislich den Pauschbetrag, dürfen die Ausgaben in ihrer tatsächlichen Höhe anstatt der Pauschale in Anspruch genommen werden. Beim Einrichten oder Auflassen eines doppelten Haushalts müssen die tatsächlichen Kosten immer nachgewiesen werden. Die Umzugskostenpauschalen kommen in diesen Fällen nicht zum Einsatz, betont die Lohnsteuerhilfe.
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Wie hoch sind die aktuellen Umzugspauschalen ?
Für Berufsanfänger, die in die erste eigene Bleibe ziehen, gilt eine eigene Pauschale. Sie wurde von 177 Euro auf 193 Euro erhöht. Bestand vor dem Umzug schon eigener Hausstand, gelten folgende Pauschalen: Steuerlich Berechtigte können für sich selbst statt 886 Euro nun 964 Euro in die Steuererklärung eintragen. Für jedes weitere Mitglied im Haushalt kommen statt 590 jetzt 643 Euro dazu. Für eine vierköpfige Familie ist insgesamt eine Pauschale in Höhe von 2893 Euro einzutragen. Steuerlicher Stichtag für die neuen Pauschalen und die maximalen Nachhilfekosten ist der Tag vor dem Einladen des Umzugsguts. Fiel er auf den 1. März 2024, gelten die höheren Pauschalen. Für die Monate davor gelten die niedrigeren Werte, erklärt die Lohnsteuerhilfe.
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