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nordwest-zeitung

400. Stolperstein in Emden Gedenken an Pastor Hermann Immer und die Bekennende Kirche

Setzte sich in der Zeit des Nazi-Regimes für die Verfolgten ein und geriet damit selbst ins Fadenkreuz: der reformierte Pastor Hermann Immer (1889 bis 1964).

Setzte sich in der Zeit des Nazi-Regimes für die Verfolgten ein und geriet damit selbst ins Fadenkreuz: der reformierte Pastor Hermann Immer (1889 bis 1964).

privat

Emden - Knapp zwölf Jahre ist es her, dass in Emden die ersten 25 Stolpersteine zum Gedenken an Opfer der Nationalsozialisten verlegt worden sind. Viele weitere sind seither gefolgt. Ein ganz besonderer wird nun am kommenden Donnerstag, 30. Mai, um 11.30 Uhr vor der Johannes a Lasco Bibliothek ins Pflaster eingesetzt: Zum einen ist es der 400. Emder Stolperstein – zum anderen wird damit der in Emden geradezu legendäre evangelisch-reformierte Pastor Hermann Immer (1889 bis 1964) gewürdigt.

Gegen die Gleichschaltung

Tätig war er in der Seehafenstadt von 1925 bis weit nach dem Krieg 1959. Dabei hätten die Nationalsozialisten seinem Wirken in den 30er/40er-Jahren fast ein Ende gesetzt. Denn Immer war ein widerständiger Geist im Sinne der Bekennenden Kirche, einer Glaubensbewegung, die Ende Mai 1934 (also genau vor 90 Jahren) auf der Barmer Bekenntnissynode gegründet wurde und sich gegen die Gleichschaltung und die Rassenpolitik der Nationalsozialisten wehrte. Führende Vertreter waren Martin Niemöller und Dietrich Bonhoeffer.

Seit 2012 nicht mehr aus dem Stadtbild wegzudenken: Stolpersteine für Emder Opfer des Nationalsozialismus. Bild: Archiv

Seit 2012 nicht mehr aus dem Stadtbild wegzudenken: Stolpersteine für Emder Opfer des Nationalsozialismus. Bild: Archiv

Wie diese engagierte sich auch Hermann Immer gegen das Nazi-Regime. „Er hat in Emden viele Geächtete unterstützt und vielen Verfolgten geholfen“, unterstrich Thomas Sprengelmeyer vom Arbeitskreis Stolpersteine Emden im Gespräch. „Hermann Immer lebte die Barmer Theologische Erklärung im Alltag der Stadt Emden“, heißt es dazu in der gemeinsam mit der Evangelisch-reformierten Kirche verfassten Ankündigung. Für seine außergewöhnlichen sozialen Aktivitäten sei er vor allem in der Emder Arbeiterschaft im Stadtteil Port Arthur/Transvaal und im Emder Hafen bekannt gewesen.

Mehr noch: „Als Immer von den Nazis verhaftet wurde, streikten die Emder Arbeiter und bekamen ihn tatsächlich freigepresst, weil die Nazis einen funktionierenden Hafen brauchten“, schilderte Sprengelmeyer nur eine der vielen Geschichten, die sich um das Wirken Immers ranken. Begebenheiten, die auch bei der Stolperstein-Setzung eine Rolle spielen werden. Bei der öffentlichen Verlegung des Gedenksteins aus der Werkstatt des Künstlers Gunter Demnig werden Verwandte und Nachkommen von Hermann Immer anwesend sein.

Zusatzveranstaltung

Aber auch das 90-jährige Bestehen der Barmer Theologischen Erklärung soll gewürdigt werden. Aus diesem Anlass laden die Evangelisch-reformierte Gemeinde und die Landeskirche zusammen mit dem Arbeitskreis Stolpersteine für Donnerstag, 30. Mai, 19 Uhr zu einer Gedenkveranstaltung in die Johannes a Lasco Bibliothek ein. Das damals in Wuppertal-Barmen verfasste evangelische Bekenntnis sei bis heute für das Verhältnis von Gott und Mensch, Kirche und Staat sowie den freien Glauben wegweisend, betonen die Veranstalter. Dazu werden nach einem Grußwort von Oberbürgermeister Tim Kruithoff (parteilos) Kirchenpräsidentin Dr. Susanne Bei der Wieden und Pastor Bert Gedenk sprechen.

Gaby Wolf
Gaby Wolf Emder Zeitung
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