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Medizinische Versorgung Bewerberin für Kinderarzt-Stelle in Varel steht noch immer bereit

Im Herbst wurde am Quellbad in Dangast ein großes Plakat aufgehängt, auf dem um einen Kinderarzt geworben wurde.

Im Herbst wurde am Quellbad in Dangast ein großes Plakat aufgehängt, auf dem um einen Kinderarzt geworben wurde.

Anuschka Kramer

Varel - Dass Kinderärzte in Deutschland heiß begehrt sind, ist kein Geheimnis. Vor wenigen Tagen machte erst eine groß angelegte Kinderarzt-Suche für die Hamburger Stadtteile Billstedt, Bramfeld und Rahlstedt Schlagzeilen. Hier gibt’s nicht nur Unterstützung bei der Praxis- und Wohnraumsuche durch das Bezirksamt Mitte, sondern auch noch einen satten Zuschuss in Höhe von 35.000 Euro von der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg, wenn sich ein Arzt dort niederlässt.

Hoffnung für Varel

Einen Zuschuss von 35.000 Euro durch die Kassenärztliche Vereinigung könnte eine Stadt wie Varel als Lockmittel sicher auch gut gebrauchen, doch hier gibt es kein Geld von der KV – und aktuell auch keinen ausgeschriebenen freien Kinderarzt-Sitz, obwohl sich die Eltern in Varel und Umgebung dringend noch einen weiteren Arzt wünschen. Doch es besteht Hoffnungr, dass die eigentlich gestrichene Stelle am Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) des St.-Johannes-Hospitals eines Tages wieder neu besetzt werden darf.

Stelle am MVZ zu lange vakant

Die Stelle war – wie berichtet – nach mehr als zwölf Monaten Vakanz Ende November 2023 vom Zulassungsausschuss der KV Niedersachsen mit Berufung auf ein Urteil vom Bundessozialgericht gestrichen worden. Das Gericht hatte in seinem Urteil von 2011 entschieden, dass Stellen nicht über Gebühr freigehalten werden dürfen. Grund: freigehaltene, aber nicht besetzte Stellen, sehen sie auf dem Papier wie besetzte Stellen aus. Das verfälscht die Statistik und würde interessierten Ärzten, die sich niederlassen, aber nicht anstellen lassen wollen, jegliche Chance auf Niederlassung verbauen. Ein Prinzip, das auch für Varel gilt, weshalb der Zulassungsausschuss entsprechend entschied und das MVZ die Stelle nicht mehr einfach freihalten durfte.

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Weiterhin Kontakt mit Interessentin

Als erste Reaktion hieß es seitens der Friesland Kliniken damals, dass geprüft werden solle, ob es sinnvoll ist, rechtlich dagegen vorzugehen. Schlussendlich wolle man jedoch die Interessentin für die Stelle von der neuen Situation unterrichten. Die war kurz vor dem Stellen-Aus gefunden worden. Mit dieser Bewerberin halten die Friesland Kliniken heute noch Kontakt, wie Klinik-Sprecherin Ute Kopperschmidt auf Nachfrage der Redaktion mitteilte. Weiter erklärte sie, dass sich die Friesland Kliniken deshalb in diesem Jahr auf einen verfügbaren Kinderarzt-Sitz bewerben wollen. „Dies kann aber erst erfolgen, wenn die Interessentin ihre Facharztprüfung absolviert hat, zu der sie sich inzwischen angemeldet hat.“


Und natürlich auch erst, wenn es einen entsprechenden freien Sitz gibt. Aktuell, so teilte Detlef Haffke, Sprecher der KV Niedersachsen, gibt es jedoch keine freien Kinderarzt-Stellen.

Auch Niederlassung möglich

Sollte es diese freie Kinderarzt-Stelle eines Tages geben, dürfen sich aber auch alle anderen Interessenten dafür bewerben. Sprich: Mediziner müssen sich nicht beim MVZ der Kliniken in Varel anstellen lassen, sondern dürfen auch als niedergelassener Kinderarzt selbstständig sein. Für diesen Fall steht die Stadt Varel wie von der Politik beschlossen nun bereit und bietet interessierten Ärzten eine breite Unterstützung an. Diese Unterstützung reicht von der Suche nach adäquaten Praxisräumen und Personal über die Bereitstellung von Kita-Plätzen für die Kinder bis hin zur Prüfung von Fördermöglichkeiten bei einer Ansiedlung, der Suche nach einem passenden Haus oder einem Job für den Partner. Doch Varel ist nicht allein im Rennen: Auch in Jever wird auf einen weiteren Kinderarzt gehofft. Es bleibt spannend, wohin der Job, so er denn zur Verfügung stehen sollte und sich tatsächlich ein Bewerber finden, eines Tages geht.

Anuschka Kramer
Anuschka Kramer Team Nord
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