Jeverland - Während die Hochwasserlage in vielen Teilen Niedersachsens nach wie vor angespannt ist, ist die Situation im Jeverland vergleichsweise entspannt. „Wir kriegen das immer weggepumpt“, sagt Marko Harms aus Wüppels, Vorsteher der Sielacht Wangerland.

Lediglich im südlichen Stadtgebiet von Jever bis in den Raum Rispel und Leerhafe im Kreis Wittmund hinein staut sich nach Harms’ Worten das Wasser. Grund ist die Bahn-Baustelle am Mühlentief, westlich von Jever. Dort baut die Bahn eine neue Eisenbahnbrücke. Für die Arbeiten wurden Spundwände ins Mühlentief getrieben. Folge: „Da ist jetzt ein Engpass“, sagt Harms. Und deshalb läuft das Oberflächenwasser aus dem Verbandsgebiet im Süden und Westen langsamer ab.

Das Gebiet der Sielacht Wangerland ist rund 26.000 Hektar groß. Es umfasst neben dem Wangerland auch das Stadtgebiet Jever und einen Teil von Schortens und reicht bis nach Wittmund hinein. Die Entwässerungstiefs führen das Wasser zum Hauptschöpfwerk Hohenstiefersiel bei Horumersiel. Dort wird es in den Speicherpolder direkt am Deich gepumpt. Bei Ebbe fließt es dann über das Wangersiel in die Nordsee.

Dieses Entwässerungssystem, benannt nach seinem Urheber, dem Wasserbau-Ingenieur Karl Tillessen, hält seit den 1960er-Jahren das Jeverland weitgehend trocken. Bis dahin kam es häufig zu großflächigen Überschwemmungen.

Aber aufgrund der reichlichen Niederschläge der vergangenen Monate sind die Gräben und Tiefs jetzt voll, die Böden gesättigt. Vielfach stehen Wasserlachen auf den Ländereien. „Wir haben viel zu viel Wasser“, sagt Harms. Seit Oktober habe es ungewöhnlich viel Niederschlag gegeben. Aufs ganze Jahr gesehen werden es rund 1200 Liter auf den Quadratmeter sein, sagt Harms: „Im langjährigen Durchschnitt sind es etwa 850.“

Auch im Westen der Insel gibt es derzeit hohe Abbruchkanten.

METERHOHE ABBRUCHKANTEN „Zoltan“ vernichtet beinahe kompletten Touristenstrand auf Wangerooge

Peter Kuchenbuch-Hanken Wangerooge

Deutlich zu spüren bekommt der Wasserverband das im Schöpfwerk Hohenstiefersiel. 2022 wurden dort Harms zufolge 40 Millionen Liter Wasser in den Speicherpolder gepumpt. In diesem Jahr kommen die Pumpen auf 80 Millionen Liter. Die Pumpen schaffen das, auch der Speicherpolder ist groß genug. Probleme könnte es am Wangersiel geben, denn wenn die See hoch vor den Sieltoren steht, würde das Wasser nicht in die Jade abfließen.


Doch das Siel mündet in Richtung Osten in die See, also auf der von der Hauptwindrichtung Nordwest abgewandten Seite. Harms Kollegen an der Ems, die in Richtung Westen entwässern müssen, haben da echte Probleme. Harms sagt es so: „Wir sind hier in einer komfortablen Lage.“

Jörg Grabhorn
Jörg Grabhorn Lokalredaktion, Jeversches Wochenblatt