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nordwest-zeitung

Munitionsdepot in Dietrichsfeld Im Auricher Bundeswehrdepot fressen Fuchs und Hase den Soldaten aus der Hand

Aurich - Die Bundeswehr will das Munitionsdepot in Aurich künftig wieder verstärkt nutzen. Das kündigte ein Sprecher an. Für den Auricher Militärhistoriker Gunnar Ott, Grünen-Abgeordneter im Auricher Stadtrat und in der Kreistagsfraktion, ist das Gelände über Jahrzehnte hinweg zu einem wichtigen Rückzugsort für heimische Wildtiere geworden, wo sie seit Generationen von Fressfeinden aller Art abgeschirmt leben können. Und auch in Zukunft werde sich daran vermutlich nicht viel ändern, meint Ott. „Die Tiere sind sehr zutraulich, kennen keine Feinde“, sagt Ott über das Gelände, das seit den 1960er Jahren durch die Bundeswehr wieder als Munitionsdepot genutzt wird. Und auch durch den Verkehr gab es kaum Störungen, so Ott. Bejagd werden die Tiere nur dann, wenn sich die Arten zu sehr vermehren. Angst müssen die Wildtiere dort nicht haben.

Verstärkte Nutzung wieder im Fokus

Auch die Schiene käme durch eine verstärkte Nutzung aufgrund der weltpolitischen Lage mit Kriegshandlungen wieder mehr in den Fokus. Die Bundeswehr sei bis heute der einzige Grund, weshalb die Bahnschienen nie abgebaut worden seien.

Munitionsdepots

Das Munitionsdepot in Dietrichsfeld wurde 1936 im Meerhusener Wald auf inzwischen 400 Hektar gegründet. Im Depot gibt es ein Schienennetz für Schmalspurbahnen und Bunker.1942 wurde das Schienennetz an die Reichsbahn angepasst und vernetzt. 

Heute wird dort Munition aus Auslandseinsätzen der Bundeswehr gelagert und geprüft. Dazu gehören Seeminenbauteile, Ankertauminen und Unterwasserminen, die für die Deutsche Marine und die Königlich Dänische Marine überprüft werden. Es gibt eine bundeswehreigene Feuerwehr. 

Im Zweiten Weltkrieg waren Ostfriesen im Munitionsdepot beschäftigt, ebenso Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter. Die Bundeswehr übernahm 1957 das Gelände, auf dem heute lauf 6000 Quadratmetern Munition lagern soll. Für Material stehen 14.000 Quadratmeter zur Verfügung. Bereits 2019 wurde im Januar entschieden, die Kapazitäten zur raschen Verfügbarkeit von Material und Munition der Bundeswehr zu erhöhen. Auch die Wiederinbetriebnahme verschiedener Material- und Munitionslager wurde in diesem Zusammenhang entschieden. 

Acht ortsfeste Lager werden in Deutschland bis 2029 wieder in Betrieb genommen, dazu gehören fünf Materiallager und drei Munitionslager. Nachdem bereits 2021 das Materiallager Königswinter-Eudenbach (NRW) und das Munitionslager Lorup (NI) wieder in Betrieb genommen wurden, folgten 2022 das Materiallager in Hardheim (BW) sowie das Munitionslager Altheim (BW). Im April 2023 wurde dann das Materiallager Huchenfeld (BW) sowie Teile des Materiallagers Ladelund (SH) wieder in Betrieb genommen. Das Materiallager Ladelund wird voraussichtlich im April 2029 wieder vollständig in Betrieb genommen. Für April 2027 ist die Wiederinbetriebnahme von Teilen des Spezial Materllagers in Bargum (SH) 2027 sowie für April 2028 oder 2029 das Munitionslager Kriegsfeld (RP) geplant. Weitere Informationen finden sich auf der Seite der Bundeswehr.

„In der Vergangenheit zuckelte da eine Art Torfbahn über das Gelände, später gab es eine Schmalspurbahn. Der größte Teil besteht aus Wald“, sagt der Historiker. „Eine Fabrik gibt es dort auch nicht“, so der Auricher. „Biologisch ist das eine Idylle“, sieht der Grünen-Abgeordnete ein Kleinod mit der Anlage für den Raum Aurich, das seinesgleichen suche. Die Lagerkapazitäten sollen weiter ausgebaut werden. Wann genau die Pläne umgesetzt werden, ist offen. Hier soll es eine Abstimmung zwischen Bund und Land geben. Die Strecke wird seit 1996 nicht mehr für Munitionstransporte genutzt - und vor 2030 werde der Ausbau nicht vorgenommen.

Militärisch und zivil genutzt

In der Vergangenheit war das Gelände militärisch und auch für zivile Zwecke genutzt worden, sagt Ott. Während des Zweiten Weltkriegs waren dort unter anderem auch Männer und Frauen in der Waffenproduktion eingesetzt. Die Munition wurde in Bunkern gelagert. Aus Sicherheitsgründen war die Zahl der Lagerstätten begrenzt, weil bei der Lagerung von Munition bestimmte Abstände eingehalten werden müssen, umgeben von Erdwällen. „Und sie kann auch nicht endlos gelagert werden“, erklärt Ott. „Zünder und Treibladung werden getrennt gelagert“, sagt er. Eine Gefechtsbereitschaft sei nicht gegeben, das Gelände sei außerdem streng gegen Einbrecher gesichert. Dafür sorge neben Beobachtungsposten der Bundeswehr eine private Wach- und Schließgesellschaft.

Herden mit Rehen und Wildschweinen

Neben den Menschen, die dort arbeiten, haben sich in sechs Jahrzehnten zwei Herden bestehend aus Rehen sowie Wildschweinen herausgebildet. „Sie sind es gewohnt, das Menschen in ihrem Wald wohnen“, sagt Ott. „Es ist ein sehr stiller Ort“, betont der Auricher, mehr noch als bei Truppenübungsplätzen der Fall, von dem Menschen sogar noch ferngehalten werden. Sollte das Gelände wieder stärker genutzt werden, wären vermutlich mehr Autos dort unterwegs. Geplant ist jedoch, die Schiene für moderne Ansprüche zu erneuern.

Landkreis betrieb Mülldeponie

Der Landkreis Aurich betrieb in der Nachbarschaft zum Gelände in den 1960er Jahren eine Mülldeponie, die inzwischen verfüllt wurde. Über entsprechende Brunnen wird bis heute gemessen, ob Schadstoffe ins umliegende Grundwasser austritt. „Man darf dort nicht graben“, weiß Ott. Wie oft später dort einmal Munitionstransporte unterweg seien, könne er nicht sagen. „Es ist eine kleine Außenstelle. Andere Anlagen im Bundesgebiet haben andere Dimensionen. Das schlimmste anzunehmende Szenario ist, dass dort Wildschweine durchs offene Tor laufen könnten“, so Ott.

https://www.nwzonline.de/landkreis-aurich/bundeswehr-will-munitionsdepot-in-dietrichsfeld-wieder-mehr-nutzen-das-hat-auswirkungen-auf-den-erhalt-der-schiene-aurich-abelitz_a_4,0,1744439623.html

https://www.nwzonline.de/landkreis-aurich/arbeiten-bei-der-bundeswehr-vielfaeltigkeit-im-auricher-munitionslager_a_4,0,2954751049.html

Günther Meyer
Günther Meyer Ostfriesland-Redaktion/Aurich
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