Etzel/Harlingerland - Der totale Ölboykott wurde rasch wieder aufgelockert, weil die Bundesrepublik nicht zum „Feind der arabischen Sache erklärt“ wurde, sondern als Staat „ohne klare Haltung“ galt. Es kam also nicht zu einer Langzeit-Verknappung von Erdölprodukten, weil sich genügend Vorräte in Raffinerien, Tanklagern und Tankern auf See befanden. Den multinationalen Ölkonzernen gelang es, Lieferungen auch zu den boykottierten Ländern zu dirigieren. Viel größere Auswirkungen hatte die enorme Steigerung der Rohölpreise. „Beter düür, as nich to kriegen“, lautete die Reaktion mancher damals lebenden Menschen, die zum großen Teil die Mangeljahre in der Kriegs- und Nachkriegszeit erlebt hatten.
Die Ölkrise beschleunigte aber den Aufbau einer Rohölreserve des Bundes in Etzel. Die Vorschriften über die Mindestvorratsmenge an Erdölerzeugnissen waren zwar schon einige Jahre alt, doch erst 1970 begannen konkrete Maßnahmen. Die seinerzeit im Bundesbesitz stehende IVG in Bonn (Vorgängerin der heutigen Storag Etzel) wurde mit der Lagerung von zehn Millionen Tonnen Rohöl beauftragt. In Etzel wurden Teile des Salzstockes ausgespült und in einer Tiefe von 1000 bis 1600 Metern insgesamt 13 Kavernen erstellt, die einen Hohlraum von etwa zwölf Millionen Kubikmetern ergeben sollten.
Über Rohrleitungen von Wilhelmshaven wurden riesige Mengen Wasser nach Etzel in einzelne Kavernen gepresst, womit das Salz aufgelöst und die anfallende Sole zurück in den Jadebusen gepumpt wurde. Der entstehende Hohlraum konnte anschließend mit Rohöl befüllt werden. Dafür gab es ebenfalls eine Direktleitung zum Tiefwasserhafen in Wilhelmshaven. Die erstmalige Befüllung der Kavernen begann im Herbst 1973 und war 1977 abgeschlossen.
Für leichtes Heizöl wurden im Winter 1973/74 Höchstpreise verlangt, die um 400 bis 500 Prozent über den Tiefstpreisen der vorhergehenden beiden Jahre lagen. An den Tankstellen erhöhten sich die Benzinpreise um etwa 25 Prozent und erreichten damit noch längst nicht die Eine-DM-Schwelle. Sie pendelten sich meist um etwa 80 Pfennige ein.