Nordenham - Es ist kein Geheimnis, dass die Helios-Kinik Wesermarsch lange Zeit tiefrote Zahlen geschrieben hat. Doch inzwischen sieht die Sache anders aus: „Die wirtschaftliche Entwicklung der Klinik hat sich deutlich verbessert“, sagt Geschäftsführer Johannes Rasche, „wir sind jetzt in einem ruhigeren Fahrwasser unterwegs.“ Zahlen will er zwar nicht nennen, aber er spricht von „auskömmlichen Ergebnissen“ in den operativen Bilanzen. Weil auch die medizinische Qualität in dem Nordenhamer Krankenhaus hoch sei, sieht er den Helios-Standort im verschärften Konkurrenzkampf mit dem St.-Bernhard-Hospital in Brake, das kürzlich millionenschwere Umbau- und Erweiterungspläne präsentiert hat, gut aufgestellt.
Gesunder Optimismus
Die Zukunft der Wesermarsch-Klinik, die 2017 in einem Neubau in Nordenham-Esenshamm den Betrieb aufgenommen hat, betrachtet Johannes Rasche mit einem „gesunden Optimismus“. Er ist davon überzeugt, dass Helios im Wettbewerb der beiden Krankenhäuser in der Wesermarsch die besseren Karten hat.
Der Kardiologe Samer Mahfouz hat die Wesermarsch-Klinik verlassen. Er betreibt seit Mitte April eine eigene Praxis in Achim und will weiterhin mit dem Nordenhamer Krankenhaus kooperieren. Trotz des Weggangs des Leitenden Oberarztes ist laut Klinik-Geschäftsführer Johannes Rasche die kardiologische Versorgung gewährleistet. Auf die Ausschreibung der Stelle seien mehrere Bewerbungen eingegangen.
Das Angebot an kardiologischen Leistungen will die Wesermarsch-Klinik erweitern. Voraussichtlich schon im Sommer soll es dazu kommen. „Wir befinden uns in den finalen Gesprächen“, sagt Geschäftsführer Johannes Rasche. Einzelheiten will er noch nicht verraten.
Dass sich das unter katholischer Trägerschaft befindliche Hospital in Brake um Fördergelder des Landes für die baulichen Investitionen bemüht hat, sei ein ganz normaler Vorgang bei nicht ausreichenden Eigenmitteln.
Die im vergangenen Jahr erfolgte Bewilligung von 53 Millionen Euro hält Johannes Rasche allerdings für „politisch fragwürdig“. Obwohl noch nicht genau abzusehen sei, wie sich die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) angeschobene Krankenhausreform auf die künftigen Versorgungsstrukturen auswirkt, habe das Land Niedersachsen eine der beiden in der Größe ähnlichen Kliniken in der Wesermarsch mit einem Zuschuss bedacht. Diese Vorgehensweise sei „irritierend“ und werfe die Frage auf, ob das ein verantwortungsvoller Umgang mit Steuergeldern sei.
Krankenhausreform
Am Ende komme es auf die betriebswirtschaftliche Perspektive an, meint der Geschäftsführer der Wesermarsch-Klinik. Und die spreche eindeutig für den Helios-Standort: „Wir werden die Reform nicht nur überstehen“, sagt Johannes Rasche, „sondern dadurch sogar gestärkt.“ Ein essenzieller Vorteil der Wesermarsch-Klinik sei deren Einbindung in den größten Gesundheitsdienstleister Europas. Die Zugehörigkeit zur Helios-Gruppe stärke ganz entscheidend die wirtschaftliche und medizinische Leistungsfähigkeit. Zu den Vorzügen dieses Netzwerkes gehörten nicht zuletzt die Preisnachlässe bei Materialeinkäufen. „Die Anforderungen an die neuen Strukturen können wir als großes Unternehmen besser erfüllen als andere“, gibt sich Johannes Rasche zuversichtlich.
Hohe Identifikation
Der Geschäftsführer hält nicht damit hinter dem Berg, dass der Fachkräftemangel auch in der Wesermarsch-Klinik ein Thema ist. Auf die Nachwuchswerbung und auf die Ausbildung werde daher großer Wert gelegt. Das sei unter anderem an den Investitionen in das Helios-Bildungszentrum in Cuxhaven zu erkennen. In dem Zusammenhang betont Johannes Rasche, dass die Fluktuation in dem Nordenhamer Krankenhaus gering sei. Viele der rund 200 Mitarbeiter seien schon zweistellig an Jahren in der Klinik tätig. Das unterstreiche die „hohe Identifikation mit dem Haus und der Region“.
Nach Angaben des Geschäftsführers verzeichnet die Wesermarsch-Klinik zurzeit einen starken Zulauf an Patienten aus Friesland und der Jadebusen-Region. „Wir haben unser Einzugsgebiet deutlich erweitert“, sagt er. Hintergrund sind die Umstrukturierungen im St.-Johannes-Hospital in Varel, das seit Ende 2023 über keine Innere Abteilung mehr verfügt.
Kritik an Flyer-Aktion
Gar nicht gut kam laut Johannes Rasche eine Flyer-Aktion des konkurrierenden St.-Bernhard-Hospitals in dem Nordenhamer Krankenhaus an. Vor einigen Wochen waren Flugblätter, mit denen das Braker Hospital um Personal warb, in der Wesermarsch-Klinik aufgetaucht. Die Nordenhamer Klinikleitung betrachtete das als einen Verstoß gegen das Hausrecht.
Kann sich die Helios-Gruppe noch eine Kooperation mit dem Braker Krankenhaus vorstellen? „Wir haben uns Gesprächen nie verwehrt und werden das auch in Zukunft nicht tun“, sagt Johannes Rasche, „aber dafür braucht es eine Gesprächsbereitschaft auf beiden Seiten.“ Die sei in Brake derzeit nicht zu erkennen.

Kardiologe Samer Mahfouz_Bild Helios

Geschäftsführer Johannes Rasche Bild: Helios