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Tierhalter in Sorge West-Nil-Virus erstmals im Kreis Oldenburg – Pferd auf Weide durch Mückenstich infiziert

Dunkle Wolken ziehen, auch sinnbildlich, für Pferde auf: Das West-Nil-Virus ist erstmals bei einem erkrankten Tier im Landkreis Oldenburg nachgewiesen worden.

Dunkle Wolken ziehen, auch sinnbildlich, für Pferde auf: Das West-Nil-Virus ist erstmals bei einem erkrankten Tier im Landkreis Oldenburg nachgewiesen worden.

dpa

Gemeinde Hatten/Landkreis - Im Landkreis Oldenburg ist jetzt zum ersten Mal die Erkrankung eines Pferdes am West-Nil-Virus offiziell bestätigt worden. Bei dem Tier handelt es sich nach NWZ-Informationen um einen 14-jährigen Wallach, der auf einer Weide in der Gemeinde Hatten, nahe der Oldenburger Stadtgrenze, gehalten wird. Bei der Redaktion meldete sich am Montag eine Miteigentümerin des Pferdes, die namentlich nicht genannt werden möchte. Vor etwa zwei Wochen seien Symptome festgestellt worden, die zu einer tierärztlichen Untersuchung in einer Klinik bei Bösel geführt hätten, so ihre Schilderung. Der Wallach habe seine hinteren Hufe nur noch gezogen und regelrechte Ausfallerscheinungen gehabt.

Dunkelziffer unbekannt

Durch eine Blutuntersuchung wurde nach Ausschluss anderer Krankheiten das West-Nil-Virus nachgewiesen. Daraufhin sei auch das Veterinäramt des Landkreises Oldenburg informiert worden.

Dessen Leiter, Dr. Carsten Görner, bestätigte der NWZ auf Anfrage den geschilderten Fall. Es handele sich in der Tat um den ersten offiziell registrierten Fall dieser Krankheit im Landkreis Oldenburg. Allerdings könne die Dunkelziffer hoch sein. Längst nicht jedes Pferd zeige Symptome, so Görner. „Wir sehen in anderen Regionen eine rasante Verbreitung“, so der Veterinär. Bislang seien vor allem die südöstlichen Regionen in Sachsen und Sachen-Anhalt betroffen gewesen, die weitere Entwicklung in Richtung Norden sei aber nicht zu übersehen.

Virus breitet sich aus

Bei acht Prozent der infizierten Pferde kann es laut Stiko zu einem schweren Verlauf der Infektion mit starken neurologischen Symptomen (z.B. Lähmungen, Muskelzittern, allgemeine Schwäche) kommen. Die Sterblichkeit liegt in diesen Fällen bei 30 bis 50 Prozent, überlebende Tiere können bleibende Schäden davontragen. Infektionen mit dem West-Nil-Virus bei Pferden und Vögeln müssen den zuständigen Veterinärämtern gemeldet werden.

Symptome beim Menschen sind oftmals mit einem fiebrigen grippalen Infekt vergleichbar. Dieser klassische Verlauf wird auch als West-Nil-Fieber bezeichnet. Bei weniger als einem Prozent der infizierten Personen kann es zu schweren Verlaufsformen mit einer Hirnhaut- oder Gehirnentzündung kommen. Die meisten Menschen bleiben allerdings symptomlos.

Das West-Nil-Virus stammt aus Afrika und ist inzwischen nahezu weltweit verbreitet. In Deutschland wurde das Virus erstmals im Jahr 2018 in Sachsen-Anhalt nachgewiesen und breitete sich danach weiter aus. Besonders betroffen waren bisher die Länder Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Sachsen.

Übertragen wird das Virus ausschließlich durch Mückenstiche, erkrankte Tiere können andere nicht anstecken. Die potenzielle Gefahr wird damit vorerst mit Beginn der kälteren Jahreszeit deutlich zurückgehen. Da Wildtiere als Reservoire für das Virus dienen, gibt es keine handhabbare Möglichkeit der Eindämmung. Empfohlen wird von der Ständigen Impfkommission Veterinärmedizin (Stiko Vet) deshalb eine prophylaktische Impfung der Pferde. Ein Rat, den auch der Leiter des Kreisveterinäramtes unterstützt. „Ich werde das bei meinen eigenen Pferden ebenfalls tun“, so Görner.

Auch Menschen können durch Mückenstiche mit dem West-Nil-Virus in Kontakt geraten. In den meisten Fällen verläuft eine Infektion glimpflich und bleibt oft unentdeckt.

Impfung empfohlen

Seit Mitte August wurde das West-Nil-Virus bei zehn Pferden in Niedersachsen nachgewiesen. Betroffen waren Pferde aus den Landkreisen Lüchow-Dannenberg, Rotenburg (Wümme), Uelzen, Celle, Gifhorn und Vechta und ein Pferd im Gebiet der Stadt Braunschweig. Außerdem sei das Virus bei einer Amsel im Landkreis Gifhorn, einem Weißkopfseeadler im Kreis Harburg sowie bei einer Eule im Kreis Hildesheim nachgewiesen worden, so die Stiko.

Für Pferde stehen zugelassene Impfstoffe zur Verfügung, die vor einem schweren Verlauf der Erkrankung schützen. Aufgrund der deutlich gestiegenen Anzahl der Nachweise und der sehr dynamischen Seuchensituation hat die Stiko ihre Impfempfehlung erweitert. Die Experten empfehlen, Pferde in der gesamten niederdeutschen Tiefebene gegen das West-Nil-Virus impfen zu lassen. Für die aktuelle Mückensaison, die Ende Oktober zu Ende gehen wird, dürften nach Einschätzung der Stiko jetzt begonnene Impfmaßnahmen zu spät kommen. Mit einer bis zum Frühjahr 2025 abgeschlossenen Grundimmunisierung, bestehend aus zwei Impfungen, könnten Pferdehalterinnen und Pferdehalter ihr Tier jedoch ab der Mückensaison 2025 schützen.

Werner Fademrecht
Werner Fademrecht Redaktion Hatten
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